Stets das Gute sehen
Bei vielen Menschen besteht die Neigung, komplexe Sachverhalte immer nur von ihrer negativen Seite zu betrachten. Dieser Fehler unterläuft auch Henyrk M. Broder, der Ahmadinedschads neuste Auslassungen über Israel äußerst einseitig liest und folglich voller Häme kommentiert. Doch trifft Broder nur eine Teilschuld, unterliegt er doch der hinterlistigen Berichterstattung zionistischer Medien. Unter Berücksichtigung eines Artikels der New York Times hat Ahmadinedschad hingegen durchaus auch versöhnliches im Angebot:
“We have no problem with people and nations,” he said. “Of course, we do not recognize a government or a nation for the Zionist regime.”
Für den ersten Satz ist ohne jeden Zweifel Lob angebracht und der zweite Satz – nun ja, über das Existenzrecht eines zionistischen Staates darf doch durchaus noch diskutiert werden. Leider besteht gerade in Deutschland die Tendenz, solche Äußerungen gleich als Antisemitismus zu denunzieren und ehrbare Debattanten so moralisch totzuschlagen. Doch zurück zu Ahmadinedschads Äußerungen, deren positive Botschaft sich entfaltet, wenn sie im Kontext gelesen werden:
Mr. Ahmadinejad made clear his opposition to Israel, saying that while “some say the idea of Greater Israel has expired, I say the idea of lesser Israel has expired too.” He also called the Holocaust a “fake” and accused Israel of perpetrating a holocaust on Palestinians.
But he added that the people who lived in Israel were tricked into moving there, and that the Zionist government used them as a shield to protect itself.
So sieht es nämlich aus: Nicht der Jude an und für sich ist bösartig, sondern nur die jüdischen Strippenzieher, diejenigen an der Macht. Ein typisches Missverständnis also. Außerdem hat hat Ahmadinedschad für die ganze hässliche Angelegenheit eine überaus humane Lösungen parat:
“We are opposed to the idea that the people who live there should be thrown into the sea or be burnt,” he said. “We believe that all the people who live there, the Jews, Muslims and Christians, should take part in a free referendum and choose their government.”
Wer damit fertig ist, über die freie Volksabstimmung und Wahl der Regierung zu lachen, sollte es sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Juden sollen nicht ins Meer getrieben oder verbrannt werden – jeder paranoide Gegner Ahmadinedschad sollte sich diesen Satz nicht nur hinter die Ohren schreiben, sondern am Besten mitten auf die Stirn tätowieren. Denn wer stets beteuert kein Feuer zu legen, dem vertraut man doch gerne eine Packung Streichhölzer an.
Zitat: „… nun ja, über das Existenzrecht eines zionistischen Staates darf doch durchaus noch diskutiert werden.“
Elegant, elegant, so mal eben im Nebensatz.
Stell Dir mal vor, man würde über das Existenzrechts Deutschlands, Frankreichs oder Englands fortwährend diskutieren und diesen Ländern drohen. Wie würdest Du das sehen?
Wer so einen Satz einfach so in den Raum stellt, der hat eine hohe Schlagseite. Denk mal nach, was Du da sagst! Und glaube nicht alles, was Du liest. So wie ich es mit Deinen Interpretationen Ahmadinetschads mache.
Markus
„He also repeated previous anti-Israel comments, calling the Holocaust by Nazi Germany a „fake“ and saying Israel is perpetrating a holocaust on the Palestinian people.“
Ist das, was Ahmadinetschad hier sagt, auch etwas „Gutes“, was die „üblichen Verdächtigen“ bloß wieder missverstehen?
Der deutsche Holocaust ein „fake“ und das Wachstum des Palästinenser auf über 5 Mio. (Westjordanland, Gaza und Israel) in den letzten Jahrzehnten ein Holocaust Israels an den Palästinensern???
„So sieht es nämlich aus: Nicht der Jude an und für sich ist bösartig, sondern nur die jüdischen Strippenzieher, diejenigen an der Macht. Ein typisches Missverständnis also.“
Diese Unterscheidung zwischen „den Juden“ und „der Regierung“ bzw. „dem Staat“ ist doch Käse. Wenn ich ein Volk anerkenne, billige ich ihm auch einen Staat zu.
Was wird denn dann mit den Juden passieren, wenn die „böse Regierung“ abdankt? Lies Dir doch mal die Charta der Hamas und der Hisbollah (die vom Iran übrigens stark unterstützt wird) durch. Glaubst Du im Ernst, die würden mit den Juden in friedlicher Koexistenz leben???
Wenn man den Staat Israel ablehnt, lehnt man auch das Volk ab.
Wenn Du damit Probleme hast, wie Israel die Palis behandelt, dann schau Dir doch mal die 20% der israelischen Bevölkerung an, die als Araber überwiegend friedlich und gerne in Israel leben. Eine Umfrage ergab, dass die Mehrheit lieber in Israel leben würde als in einem palästinensischen Staat. Warum wohl?
Sehr hübsch! Nette Ironie, auch wenn die (s.o.) nicht jeder versteht.
@Markus:
Du warst noch nicht oft auf diesem Blog, oder?
Ich finde auch, der Ahmadineschatt sieht doch ganz nett aus, mit seinem Bärtchen und so…vielleicht hatte der auch ’ne schwere Kindheit, das könnte reichen für eine Kleine Anfrage der Linken, jedenfalls, wer weiß, am Ende gewinnt der den Waschsalon-Contest bei Pro7 mit seiner Comedy…
cuZooN.
Zitat:
„nun ja, über das Existenzrecht eines zionistischen Staates darf doch durchaus noch diskutiert werden.“
Ich glaub, ich bin hier im falschen Film. Bitte? Unterirdischer Beitrag von Dir, …unfassbar.
„Die Zahl der Leser oder Hörer, die Ironie mögen oder auch nur erkennen, ist immer kleiner, als Journalisten möchten.“
Schmerzhafte Wahrheit, zitiert nach Wolf Schneider.
Ja, ok, habe die Ironie nicht durchschaut. Dann nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil. … 🙂
Aber so ist es besser …
jo hab auch 2-3 absaetze zur ironoeerkenntnis gebraucht !
klasse blog !
achja mein eintrag is so neu weil ich sonst mich nur auf anderen
einschlaegigen seiten rumtreibe, hole also grade bisschen was nach 🙂