Zeitung für Schland

Warten auf die Bombe

Posted in Die üblichen Verdächtigen by Mr. Moe on April 18, 2008

Der für seine Israel-Freundschaft allseits bekannte und geschätzte SPIEGEL interviewt diese Woche Christoph Bertram, den ehemaligen Leiter des Forschungsinstituts Stiftung Wissenschaft und Politik sowie Autoren des Buches „Partner, nicht Gegner. Für eine andere Iran-Politik“. Bertram fordert nicht nur eine Abkehr von Sanktionen, sondern auch bedingungslose Gespräche mit Iran. Auf den unerwarteten Einwand des SPIEGELS, dass Iran Israel mit der Auslöschung drohe, antwortet Bertram: „Die iranische Formulierung lautete nicht: Wir wollen Israel auslöschen, und erst recht nicht: Wir wollen es mit der Atombombe auslöschen. Iran beteuert, es wolle die Bombe gar nicht bauen.“ Nun, wenn der Iran das Iran beteuert, dann muss es ja stimmen. Doch der SPIEGEL hakt nach:

SPIEGEL: Ahmadinedschad hat verlangt, das „Besatzerregime“ müsse „von den Seiten der Geschichte verschwinden“.

Bertram: Immerhin ist das etwas anders als eine Angriffserklärung.

Ach so, richtig: Die Drohung der Vernichtung ist ja gar keine Angriffserklärung – also noch einmal Glück gehabt. Zudem sei Israel ja auch „nach den USA die stärkste Militärmacht in der Region“. Wobei dies nach Bertrams Argumentation eigentlich keine Rolle spielen dürfte, da der Iran Israel zwar bedrohe, aber nicht angriffe. Von daher bräuchte Israel eigentlich gar keine Armee, da es sich nicht verteidigen müsse. Und wenn Iran doch angreifen würde, dann unter keinen Umständen atomar – denn eine Atombombe baue der Iran ja gar nicht. Aus dieser Sichtweise heraus empfiehlt Bertram daher Angela Merkel, dass sie nicht jeder „Katastrophenwarnung Israels“ Glauben schenken solle. Denn: „Auch sie muss einsehen, dass man das Verhältnis zu einem so wichtigen Land wie Iran nicht dauerhaft auf die Atomfrage reduzieren darf“. Hierzu passt auch gut, was Bertram in einem Aufsatz für das Bulletin des Centre for European Reform scheinheilig fragt: „Since Israel’s nuclear status has not accelerated proliferation in the region, why should Iran’s?“

Aktualisierung: Vgl. auch Jörg Rensmann auf der Achse des Guten.

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