Zeitung für Schland

Naturschauspiel

Posted in Die üblichen Verdächtigen by Mr. Moe on März 16, 2010

Während Vulkane auszubrechen pflegen, werden Randale von Individuen und/oder Gruppen angezettelt und durchgeführt – in diesem Fall von der Hamas, die zu einem „Tag des Zorns“ in Jerusalem aufgerufen hat. Die WELT titelt trotzdem: „Erneut bricht Gewalt in Jerusalem aus „. Und bei SPIEGEL ONLINE weiß man natürlich, wer für den „Ausbruch“ der Gewalt verantwortlich ist:

Es stimmt ja: Die Hamas schießt im Augenblick keine Raketen. Der letzte Selbstmordanschlag liegt lange zurück. Doch glaubt im Ernst jemand, das bleibt so?

Aus Protest auf den Siedlungsbau hat die Hamas bereits „Tage des Zorns“ ausgerufen. Hunderte Palästinenser demonstrierten am Dienstag in Jerusalem und lieferten sich Schlachten mit Sicherheitskräften. Es brannten Reifen und Mülleimer. Polizisten schlugen mit Blendgranaten und Gummigeschossen zurück.

Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass man aus dem „Tag des Zorns“ bei SPON in weiser Voraussicht schon einmal „Tage des Zorns“ macht, ist der Unterton mehr als deutlich: sollten Juden weiterhin in ihrer Hauptstadt siedeln, wird Blut vergossen werden – und dies mit dem vollsten Verständnis deutscher Journalisten.

„An Israeli Affront Against Germany“ – Deutsche, wehrt Euch!

Posted in Deutsche Zustände, SPIEGEL & SPIEGEL ONLINE by Mr. Moe on März 2, 2010

Wenn Matthias Gebauer, Christoph Schult und Holger Stark für die internationale Ausgabe von SPIEGEL ONLINE von einem „Israeli Affront Against Germany“ titeln, liest sich das nicht nur oberflächlich wie der Aufschrei scheinbar gepeinigter Antisemiten, sondern ist auch genau so zu verstehen. Folgerichtig halten sich die drei Herren von SPON in ihrem Klagelied über den „Israeli Affront Against Germany“ auch gar nicht erst damit auf, in Widerspruch zu den eigenen Ressentiments Stehendes zu berücksichtigen, sondern befassen sich lieber damit, Zoten zu reißen, Hamas-Propaganda zu verbreiten und Deutschland respektive Deutsche gegenüber Israel in Schutz zu nehmen.

Mit einem Zitat des „Propheten Mohammeds“ beginnend scherzen die SPON-Autoren:

One should not speak ill of the dead, the Prophet Muhammad once intoned. But Mahmoud al-Zahar, 64, the leader of the Islamist Hamas movement in Gaza Strip, is now forced to make a small exception. Sitting on the ground floor of his home in Gaza City’s Tel al-Hawa neighborhood, he talks about his comrade Mahmoud al-Mabhouh, who was liquidated by a hit squad in a Dubai hotel on Jan. 20. How could al-Mabhouh have been so careless and booked his flights over the Internet, asks the co-founder of Hamas? „That was more than stupid.“

Dass es für das gängige moralische Gebot, nicht schlecht über jüngst Verstorbene zu sprechen, keinen Verweis auf den Propheten bedurft hätte, sei den Autoren angesichts ihrer offenkundigen und qua Profession ja geradezu unvermeidlichen Sympathie für Islamisten verziehen. Selbiges gilt für den offenbar lustig gemeinten Verweis auf die Schlechtigkeit al-Mabhuhs, die dann jedoch – Prinzip Fallhöhe, Journalistenschule, Klasse 1, dritte Stunde – nicht wie erwartet darauf zurückgeführt wird, dass es sich bei al-Mabhuh um einen mörderischen Antisemiten gehandelt hat, sondern dass dem guten Mann ja eigentlich nur vorzuwerfen sei, sich nicht ausreichend gegen seine israelischen Feinde geschützt zu haben.

Nachdem bereits zu Beginn des Artikels  solch ein humoristisches Feuerwerk gezündet wurde, zeigen Gebauer, Schult und Stark im nachfolgenden Satz, dass sie wahrlich zu Scherzen aufgelegt sind:

Shortly after al-Mabhouh’s death, when Hamas leaders began pointing the finger at Israel, many observers wrote it off as just another Middle East conspiracy theory. But following revelations by police in Dubai as well as their own investigations, governments in the West have little doubt that this was a Mossad hit.

Die obige Passage enthielte genau dann zwei wahre Sätze, wenn „Hamas leaders“ durch „German and European journalists“, „their own investigations“ durch „own resentments“, „goverments in the West“ durch „German journalists“ und „little doubt“ durch „no doubt at all“ ersetzt werden würde. Die Hamas ist ihren Anhängern bei SPON freilich ohnehin voraus, beschuldigt man dort doch arabische Regierungen und nicht etwa Israel. Dies hindert Gebauer, Schult und Stark allerdings mitnichten daran, den Mossad ohne jeden Zweifel für die Tötung al-Mabhus verantwortlich zu zeichnen, zumal dies ja auch in Israel ein „open secrect“ sei – und dies „despite military censorship“, was auch immer mit Letzterer gemeint sein soll (hört sich jedenfalls richtig schön finster an und wird daher schon stimmen).

Angesichts der erdrückenden Beweise, die deutsche Journalisten gegen Israel zusammengetragen haben, ist es in der Tat frech, dass der israelische Außenminister Avigdor Lieberman, dem deutsche Medien grundsätzlich wohlgesonnen gegenüberstehen, nicht zu Kreuze kriecht:

But that didn’t stop Israeli Foreign Minister Avigdor Lieberman from issuing a brazen denial during a conversation with his Irish counterpart at a meeting in Brussels last week, maintaining that it was all merely propaganda. „The Arabs have a tendency to blame Israel for anything that happens in the Middle East,“ he said.

Natürlich ist Liebermans „denial“ nicht einfach nur ein „denial“ oder gar eine einfache Aussage, sondern „a brazen denial“. Dass Lieberman lediglich als „Israeli Foreign Minister“ und nicht in der ansonsten üblichen Manier als „ultranationalist“ vorgestellt wurde, verdankt sich hingegen vermutlich einem unaufmerksamen Praktikanten, der vergessen hat, den Artikel vor Veröffentlichung gemäß den Richtlinien der Redaktion aufzupolieren. Sich der Erkenntnis verweigernd, dass Liebermans Aussage zweifelsfrei nicht nur eine der wenigen wahren, sondern darüber hinaus auch die zwar trivialste, so doch hochwertigste im gesamten Artikel von Gebauer, Schult und Stark ist, zieht es die SPON-Meute vor, stellvertretend für ein ganzes Volk zu geifern:

The Mossad operation is a particular affront to the Germans [not only to Germany!, Mr. Moe]. Since last summer, current BND head Ernst Uhrlau has been acting at the behest of the Israeli government as a liaison between Jerusalem and Hamas. He sought the release of roughly a thousand Palestinian prisoners held by the Israelis and, in return, Hamas was to set free Israeli soldier Gilad Shalit, who was abducted by Palestinian militants in 2006.

The BND official was in Israel just a few days before Jan. 19 to discuss the next steps in the negotiations. By then the hit squad must have been already on its way to Dubai.

The BND negotiator also returned to the region following the murder in Dubai, but neither before nor after the assassination did his colleagues in Israeli intelligence brief him on their risky plot.

Deutsche Medien erachten den Tausch eines entführten israelischen Soldaten gegen hunderte oder besser noch tausende palästinensische Gefangene, von denen wenngleich nicht alle, so doch eine nennenswerte Anzahl an terroristischen Anschlägen beteiligt war, offensichtlich für eine gute Sache, die ebenso erstrebenswert sei wie der tatsächlich vom BND vermittelte Austausch dreier toter israelischer Soldaten gegen fünft inhaftierte Terroristen und Mörder. Selbstredend habe Israel bereits für den Versuch der Vermittlung des Bundesnachrichtendienstes zwischen der Hamas und Israel so dankbar zu sein, dass es vor etwaigen Geheimdienstaktionen, die in keinerlei Zusammenhang mit dem BND stehen, gefälligst Rücksprache mit Deutschland zu halten oder am besten gleich gänzlich auf derartige Verteidigungsmaßnahmenzu  verzichten habe. Dies vermeintlich nicht getan zu haben stellt erkennbar und ohne Zweifel nicht nur einen „affront to Germany“, sondern gar einen „affront to the Germans“ dar – und das nachdem man in Deutschland doch so wunderbar aus der Shoah gelernt hat und nicht müde wird, die „unverbrüchliche Solidarität“ mit Israel zu betonen!

Und es ist ja nun auch wahrlich nicht das erste Mal sei, dass Israel sich schäbig gegenüber seinem besten und fürsorglichsten Freund verhalten habe:

This marks the second time that the Germans have been snubbed. In late December, Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu rejected at the last moment a detailed agreement that his negotiator Hagai Hadas had hammered out with Hamas via the German intelligence agency. BND head Uhrlau has admitted internally that he currently sees no chance of reaching an agreement in the Shalit case.

In den contentions des Commentary Magazine, einer jener Publikationen, die deutsche Journalisten so lange als zwangsverordnete Lektüre dienen mögen, bis ihre Reeducation gänzlich abgeschlossen sei, weist Noah Pollack nicht nur darauf hin, dass die Lohnschreiber von SPON sich als Hofberichterstatter der Hamas erweisen, sondern dies vermutlich auch noch als Auszeichnung verstünden:

So Israel rejected a prisoner swap and hung Mahmoud Zahar out to dry? This is pure Hamas spin — and therefore very attractive to Western journalists. The reality of the negotiations is that Israel has been waiting on a Hamas answer on the prisoner swap since December, an answer that has not been forthcoming because of a rift between Hamas’s Gaza and Damascus leadership. The Gazans want to do the swap; the Syrian leadership does not.

Diese Umstände geflissentlich ignorierend und sich gänzlich der Hamas verschreibend, halten die SPON-Journalisten indes gemeinsam mit einem derer Führer fest:

This sentiment was also echoed by Hamas leader Mahmoud Zahar. He said it’s impossible to make an agreement with the infidels, and cited a line from the second Surah of the Koran: „Is it not so that every time they made a promise, some of them cast it aside?“

Nachdem wieder einmal geklärt worden wäre, dass Juden notorische Lügner seien, schließen Gebauer, Schult und Stark mit der Moral von der Geschicht, die zugleich die Quintessenz deutscher Nahostberichterstattung darstellt:

Zahar said it had been difficult to convince Khalid Mashaal, the exiled political leader of Hamas in Damascus, Syria, to approve the deal. Netanyahu’s subsequent rejection seriously damaged his reputation within Hamas, says Zahar. „I have suffered a lot internally,“ he adds. „I am not ready to negotiate anymore.“

Jeder aufrechte deutsche Journalist weiß, dass die Führer der Hamas stets zu wirklichen Verhandlungen bereit gewesen sind, angesichts Israels unnachgiebiger und obendrein verlogener Art und Weise jedoch auf ewig zum Widerstandskampf gezwungen sind.  Selbst in jenen dunklen Zeiten, in denen Deutsche höchstselbst einem „Israeli Affront“ ausgesetzt sind, auf diese Ungerechtigkeit hinzuweisen, ist den willigen Vollstreckern der Hamas in den deutschen Medien hoch anzurechnen.

Wenn Lügner gerne morden oder: die ZEIT über Israel

Posted in DIE ZEIT by Mr. Moe on Februar 25, 2010

Gisela Dachs und Christian Denso führen in der Printausgabe der ZEIT aus, warum Israel berechtigtes Interesse an der Tötung von Mahmud Al-Mabhuh hatte. Lobenswert hervorzuheben ist, dass die Autoren die Leser der ZEIT nicht durch Hinweise auf die etwaigen Motive arabischer Staaten wie Ägypten oder Jordanien hinweisen, die selbst die Hamas dazu veranlassen, jene Staaten als Täter zu verdächtigen – es hätte den gemeinen ZEIT-Leser ja doch nur verwirrt, wenn auch nur in Erwägung gezogen worden wäre, dass jemand anders außer Israel an den Pranger zu stellen sei.

Während Dachs und Denso ausführlich, wenngleich gewiss auch nicht in entsprechender Deutlichkeit, darlegen, dass Al-Mabhuhs Tod durch und durch zu begrüßen ist – „Mabhuh war eine Gefahr für Israels Sicherheit“ -, erteilen sie dennoch die für die ZEIT obligatorischen Seitenhiebe in Richtung Jerusalem. Der erste Satz des Artikels lautet etwa:

Immerhin ist Israel diesmal ein bisschen ehrlicher.

Mit anderen Worten: während der jüdische Staat gemeinhin lügt wie gedruckt, sagen selbst die Juden dieser Tage zumindest einmal ansatzweise die Wahrheit – mehr ist von Ihnen ja ohnehin nicht zu erwarten (die „Ehrlichkeit Israels“ bezieht sich im Übrigen auf die Aussage eines einzigen [!] israelischen Abgeordneten, der aussagte, dass es ihm leid täte, wenn Israel nicht für die Tötung Al-Mabhuhs verantwortlich sei). Im Folgenden räumen Dachs und Denso zwar ein, dass „noch“ nicht bewiesen sei, dass Israel Al-Mabhuh „ermordet“ habe, machen aber umso deutlicher, dass Israel für eine derartige Tat doch geradezu prädestiniert sei:

Wer aber weiß, wer das Opfer aus Zimmer 230 des Bustan-Rotana-Hotels war, ahnt, warum ein Staat, der bereits in der Vergangenheit Mord als Mittel seiner Politik verstand, ein Killerkommando auf diesen Mann losgelassen haben könnte.

Während sich andere Staaten gemäß den Wunsch- respektive Wahnvorstellungen deutscher Journalisten verhalten – also entweder jeglichem Konflikt aus dem Weg gehen oder am besten gleich einem fremden Kulturkreis angehören und folglich von jeglicher Verantwortung für eigenes Handeln entbunden sind – zeichne sich der jüdische Staat also dadurch aus, „Mord als Mittel seiner Politik“ zu begreifen.  Und wieder einmal durften ZEIT-Leser etwas lernen, das sie doch ohnehin schon wussten.

Quelle: Gisela Dachs und Christian Denso: „Ihr bester Schmuggler“, in: DIE ZEIT vom 25. Februar 2010, S. 7.

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Only Thing That Matters

Posted in Deutsche Zustände by Mr. Moe on Februar 19, 2010

Wenn deutsche Medien schreiben, dass die „deutsch-israelische“ Beziehung, gar das „deutsche Verhältnis zu Israel“ belastet und eine „diplomatische Krise“ ausgelöst worden sei, ist davon auszugehen, dass der jüdische Staat es wieder einmal gewagt hat, sich gegen jene zu verteidigen, die ihn vernichten wollen. In pawlowscher Manier erklingt der jüngste deutsch-europäische Aufschrei selbst dann, wenn noch nicht einmal mit Sicherheit feststeht, ob Israel für die Ermordung des Hamas-Kommandanten Mahmud Al-Mabhuh in Dubai überhaupt tatsächlich verantwortlich ist – im Zweifel gegen den Angeklagten, wenn der Angeklagte der Jude unter den Staaten ist.

Während Josef Joffe in der ZEIT ausbreitet, warum Al-Mabhuh sowohl Israel als auch etwa Ägypten oder Saudi-Arabien berechtigterweise an der Tötung Al-Mabhuhs interessiert gewesen sein dürften, und Alan Dershowitz diskutiert, ob die Tötung Al-Mabhuhs, sofern vom Mossad durchgeführt, rechtmäßig gewesen sei, labt sich Hans Leyendecker für die Süddeutsche Zeitung und deren Leserschaft am „Mythos mit Kratzern“, der dem von Leyendecker als ebenso rachedurstig wie pannenanfällig dargestellten israelischen Geheimdienst anhafte – über das Böse lacht man eben gerne. Den wirklichen Sachverhalt in bemerkenswerter Manier verfehlend lässt Leyendecker zudem einen „deutschen Sicherheitsexperten“ eine Frage stellen, die sich deutschen Lesern offenbar aufdrängt:

„Wie würden wir reagieren, wenn ein iranisches Kommando einen Israeli in einem Berliner Hotel umbringen würde?“

Die Analogie des „deutschen Sicherheitsexperten“ ist so schief, dass sie wahrlich nur dem Kopfe eines eben solchen entspringen kann. Zum einen wird ignoriert, dass es sich bei Al-Mabhuh um einen Terroristen gehandelt hat, von dessen Handeln unmittelbare Gefahr für das Leben israelischer Bürger ausging, während ein entsprechendes „israelisches“ Äquivalent schlichtweg nicht existiert und folglich auch nicht auch nur legitimes Ziel für „ein iranisches Kommando“ werden könnte. Zum anderen wird unterschlagen, dass „ein iranisches Kommando“ sich selbst im Fall der Fälle eben nicht darauf beschränken würde, eine einzelne Zielperson zu liquidieren, sondern vermutlich das komplette Gebäude, indem sich die Zielperson befände, samt etwaiger weiterer Insassen in die Luft jagen würde. Leon de Winter schreibt über die Tötung Al-Mabhuhs demnach zu recht:

No innocent bystanders were killed, no building was blown up. No, a surgical operation planned by professionals resulted in the death of a terrorist, an evil man with a specific task in the machinery of terrorist acts organized by an anti-Christian, anti-Semitic, anti-Western, pro-mullahs organization called Hamas. The world should rejoice.

In the universe of the Persian Gulf, where cruel, terrorist attacks on innocent civilians are part of the daily routine, this killing was simple and clean. It’s an act the Israeli government, if it really allowed it, should be proud of. As should other governments that oppose terrorism.

Und so liegen die Dinge im Falle Al-Mabhuhs in der Tat ebenso einfach, wie von Eitan Haber für Ynet auf den Punkt gebracht:

Only thing that matters is that al-Mabhouh is dead and his assassins are safe.

No innocent bystanders were killed, no building was blown up. No, a surgical operation planned by professionals resulted in the death of a terrorist, an evil man with a specific task in the machinery of terrorist acts organized by an anti-Christian, anti-Semitic, anti-Western, pro-mullahs organization called Hamas. The world should rejoice.

In the universe of the Persian Gulf, where cruel, terrorist attacks on innocent civilians are part of the daily routine, this killing was simple and clean. It’s an act the Israeli government, if it really allowed it, should be proud of. As should other governments that oppose terrorism.

„Unverbrüchliche Solidarität“ mit Israel

Posted in DIE ZEIT by Mr. Moe on Oktober 10, 2009

Alles, was man über den deutschen Zustand im Jahr 2009 in Bezug auf Antisemitismus und auf Israel wissen muss, ist in Andrea Böhms auf der Titelseite der ZEIT veröffentlichten Kommentar „Krieg der Werte“ enthalten. Den Goldstone-Bericht aufgreifend fragt sich Böhm, warum dieser von den Vereinigten Staaten eigentlich als „einseitig“ bezeichnet werde (was, nebenbei bemerkt, eine wenn auch euphemistische so doch im Kern natürlich zutreffende Bezeichnung ist). Im Gegensatz zu manch anderem Kommentator bemüht sich Böhm immerhin gar nicht erst vorzutäuschen, dass sie zwischen judenhassenden Terroristen einerseits und der IDF andererseits zu unterscheiden pflegte. Ganz im Gegenteil bekennt sich Böhm erfreulich offen zu jenem von US-Präsident Barack Obama ausgerufenen geschichtsfremden moralischen Relativismus , für den Obama gestern den Friedensnobelpreis erhalten hat. Böhm schreibt:

Auf 575 Seiten schildern Goldstone und seine Ermittler detailliert israelische Militärschläge im Gaza-Streifen ebenso wie Raketenangriffe von Hamas auf israelische Städte und Siedlungen. Beide Kampfparteien werden dabei der Kriegsverbrechen beschuldigt. Goldstone wirft Hamas vor, sie habe mit ihrem Raketenbeschuss Terror auf die israelische Zivilbevölkerung ausgeübt. Israel beschuldigt er, mit seinen Attacken auf palästinensische Krankenhäuser, Moscheen und Fabriken während der Operation »Gegossenes Blei« sich nicht nur gegen terroristische Angriffe gewehrt, sondern eine ganze Bevölkerung »kollektiv bestraft« zu haben.
Israel und Hamas werden in dem Bericht aufgefordert, umgehend selbst diese Verbrechen zu untersuchen und zu ahnden. Auf beiden Seiten dürfte dieser Appell leider ein frommer Wunsch bleiben, weshalb Goldstone empfohlen hat, den Bericht an den UN-Sicherheitsrat und von dort notfalls weiter an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verweisen.

Es ist die Mühe nicht wert, darauf hinzuweisen, dass aus den „Krankenhäusern, Moscheen und Fabriken“ Raketen abgefeuert wurden und/oder diese „zivilen“ Einrichtungen als Waffenlager dienten. Denn dem Verständnis von Böhm zufolge, das sie mit der Mehrheit der deutschen Bevölkerung sowie großen Teilen der Welt eint, gibt es schlicht keinen grundlegenden Unterschied zwischen der Hamas und dem jüdischen Staat. Leider ginge der jüdische Staat in dieser heuchlerischen und israelfreundlichen Welt jedoch in der Regel straffrei aus, während allseits auf die Hamas geschimpft werde. Doch  zum Glück, so frohlockt Böhm, gebe es mit Obama jetzt endlich einen vermeintlich neutralen Schlichter, jemand, der sich endlich auch einmal traute, den Juden auf die Finger zu hauen:

Man könnte die Causa Goldstone als weiteres Kapitel im elenden politischen Drama des Nahostkonflikts abhaken – wäre da nicht Barack Obama. Unter seiner Regierung, so hatte Obama versprochen, werde es in Sachen Nahost kein business as usual geben. Sollte heißen: unverbrüchliche Solidarität mit dem israelischen Staat, aber keine reflexhafte Abwehr mehr von internationaler Kritik an Israel. In seiner Kairoer Rede im Juni verurteilte Obama ausdrücklich die »alltäglichen Erniedrigungen« der Palästinenser unter der Okkupation. Bei seinem Auftritt vor der UN-Generalversammlung las er jüngst nicht nur antisemitischen Scharfmachern von Mahmud Ahmadineschad bis Muammar al-Gadhafi die Leviten, sondern auch Israel und dem eigenen Land: Es gebe keine echte Sicherheit ohne Respekt für die Menschenrechte und die legitimen Ansprüche der Palästinenser. Genau das steht auch im Goldstone-Report. Indem die US-Regierung diesen nun in den Giftschrank packt, verspielt sie jenes politische Kapital im Nahen Osten, das Obama mit seinen Reden geschaffen hat.

Erneut ist Böhm erfrischend ehrlich, wenn sie offen bekennt, dass „antisemitische Scharfmacher“ und Israel ihrer Ansicht nach gleichermaßen behandelt werden müssten. Den krönenden Abschluss setzt Böhm, in dem sie versucht, ihren haarsträubenden Auswurf gegen Ahmadinedschad und Co zu richten:

Solche strategisch motivierte Heuchelei Amerikas und der EU kommt den Ahmadineschads, al-Gadhafis, al-Baschirs, Mugabes und Mubaraks höchst gelegen. Die denunzieren immer lauter die Idee internationaler Ermittlungen und Strafgerichte als »neokoloniales Instrument« des Westens, als »Zwei-Klassen-Justiz«, die sich nur gegen afrikanische Kriegsherren und arabische Staatschefs wende, nicht aber gegen israelische Militärs, die Krankenhäuser beschössen, oder amerikanische Verteidigungsminister, in deren Papierkorb die Antifolterkonvention liege.

Böhm verschweigt, dass es den antisemitischen Hetzern natürlich alles andere als gelegen käme, wenn sich zum jüdischen Staat bekannt würde, statt ihn dafür zu kritisieren und anzuklagen, das Leben seiner Bürger zu schützen. Was Ahmadinedschad und seinen Gesinnungsgenossen in Wirklichkeit gelegen kommt ist, dass ihnen ein internationales Podium geboten wird und dass sie auf der Titelseite westlicher Zeitungen mit Israel auf eine Stufe gestellt werden.

Um noch einmal unmissverständlich zusammenzufassen, wie Böhms genuin deutsches Verständnis des Verhältnisses zum jüdischen Staat aussieht: Andrea Böhm fordert auf der Titelseite der ZEIT nicht nur, dass Juden sich gegen ihre Ermordung nicht wehren dürfen, sondern sie vielmehr widerstandslos zu dulden haben. Sie fordert nicht nur, dass Juden sich gegen ihre Ermordung nicht wehren dürfen, sie widerstandslos zu dulden haben und im Falle der Zuwiderhandlung in Form von Selbstverteidigung bestraft werden müssen. Nein, sie fordert, dass Juden sich gegen ihre Ermordung nicht wehren dürfen, sie widerstandslos zu dulden haben, im Falle der Zuwiderhandlung in Form von Selbstverteidigung bestraft werden müssen, und dass dieses ganze antisemitische Prozedere dann trotzdem (oder gerade deswegen?) auch noch als „unverbrüchliche Solidarität“ mit Israel bezeichnet wird. Zynismus, deine Name ist Andrea Böhm – und „unverbrüchliche Solidarität“ mit Israel ist so verstanden nichts anderes als ein Euphemismus für einen Antisemitismus in nicht mehr ganz so neuem Gewand.

Wüsste man es nicht besser, man käme auf den Gedanken, dass Andrea Böhm sich jene Zeit zurück wünscht, von der man sich – posthum versteht sich – in Deutschland so gerne öffentlichkeitswirksam und ohne Konsequenzen für Denken und Handeln ziehend distanziert.

Was Kämpfe zwischen Islamofaschisten über deutsche Journalisten aussagen

Posted in SZ by Mr. Moe on August 16, 2009

Thorsten Schmitz von der Süddeutschen Zeitung berichtet:

Im Gaza-Streifen liefern sich Hamas und eine islamische Sekte blutige Kämpfe.

Damit ist nicht der innerpalästinensische (Bürger-)Krieg zwischen der Hamas und die Fatah gemeint, sondern die Kämpfe zwischen der Hamas und einer (ebenfalls) radikal islamistischen Splittergruppe mit Al-Qaida Verbindungen namens Dschund Ansar Allah. Worum es dabei geht, ist kurz gesagt: Islamofaschisten bekämpfen Islamofaschisten, die ihnen nicht islamofaschistisch genug sind. Soweit so gut.

Äußerst aufschlussreich ist indes, was Schmitz über die bisherigen „Opfer der Kämpfe“ schreibt:

Unter den Opfern der Kämpfe in der Stadt Rafah im Süden des Gaza-Streifens seien auch sechs Zivilisten und sechs Sicherheitskräfte der Hamas.

Folglich sind Mitglieder der Sicherheitskräfte der Hamas für Schmitz keine Zivilisten. Jedenfalls dann nicht, wenn sie von radikalen Islamisten getötet werden. Als Israel im Gaza-Krieg hingegen Hamas-Polizisten ins Jenseits befördert hat, war dies bekanntermaßen Mord an Zivilisten, vergleichbar nur mit der (ohnehin erlogenen und Israel dämonisierenden) Bombadierung von „Kindern in der Schule“ und „Frauen auf dem Markt“. Verrückte Welt oder eine wenig bedeutsame Unachtsamkeit von Schmitz? Nein: Antisemitismus, gutbürgerlich verpackt und der danach lechzenden Leserschaft leicht bekömmlich serviert. Zudem zeigt es, dass der Groschen bei Schmitz noch lange nicht gefallen ist.

Interessant ist auch, was Abdel Latif Mussa, der mittlerweile zu Tode gekommene Führer der Dschund Ansar Allah, der Hamas vorgeworfen hat:

Mussas Hauptargument war, dass Hamas „zu moderat“ sei und „zu milde“ in Bezug auf die Einhaltung religiöser Gebote.

Wie kommt Mussa bloß zu einer solchen Auffassung? Eine Möglichkeit: er hat zuviel Süddeutsche Zeitung gelesen.

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Unfreiwillige Erkenntnis

Posted in DIE ZEIT by Mr. Moe on August 6, 2009

In den Worten der Woche der ZEIT heißt es:

„Wir behalten uns das Recht auf Widerstand vor, was nach dem Völkerrecht legitim ist“. Mahmud Abbas, Palästinenser-Präsident, auf dem Parteitag der Hamas

Darf man die Verwechslung von Fatah und Hamas seitens der ZEIT als Anzeichen dafür deuten, dass sich selbst in der ZEIT-Redaktion die Erkenntnis durchzusetzen beginnt, dass Fatah und Hamas mehr eint als trennt?

Quelle: DIE ZEIT vom 6. August 2009, S. 2.

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Wie SPIEGEL ONLINE das Vorgehen und die Ziele der Hamas beschönigt

Posted in SPIEGEL & SPIEGEL ONLINE by Mr. Moe on Juli 27, 2009

SPIEGEL-ONLINE berichtet über „Proteste gegen Kopftuch-Vorschrift“, das das von der Hamas beherrschte Oberste Gericht im Gaza-Streifen beschlossen:

Nicht nur das Kopftuch ist Pflicht – Anwältinnen, die vor dem Obersten Gericht in Gaza auftreten, müssen auch ein langes Kleid tragen, das Arme und Beine bedeckt.

Dieser Satz liest sich so, als ob man bei SPON keine grundlegenden Einwände gegen eine Kopftuch-Pflicht vor Gericht hätte und sich nur an der Bedeckung von Armen und Beinen störte. Das ist schlimm genug, schlimmer ist Folgendes:

Seit der gewaltsamen Übernahme der Kontrolle vor zwei Jahren bemüht sich die Hamas um eine stärkere Umsetzung islamischer Religionsgesetze in allen Bereichen des Lebens.

Sollte man sich nicht darüber freuen, dass bei SPON ausnahmsweise einmal nicht ausschließlich über das größte Übel im Nahen Osten – jüdische Siedlungen bzw. jüdische Wohnungen in Jerusalem – berichtet wird? Oder darüber, dass ausnahmsweise einmal nicht von der „demokratischen legitimierten Hamas“ schwadroniert wird?

Nein, sollte man nicht. Denn wer das Wirken der Hamas in den letzten zwei Jahren auf „eine stärkere Umsetzung islamischer Religionsgesetze in allen Bereichen des Lebens“ beschränkt, verharmlost die Ziele und das Wirken dieser Terrororganisation. Erstens wird ausgeblendet, dass die Ziele der Hamas keinesfalls auf „Palästina“ – das in den Augen der Hamas (und manch einem deutschen Journalisten oder „Friedensaktivisten“) bekanntermaßen auch Israel umfasst – beschränkt sind, sondern sich auf die ganze Welt beziehen. So viel Wahnsinn muss bei Islamisten schon sein, drunter machen sie es nicht. Zweitens wird der (auch und insbesondere) im Gaza-Streifen geführte blutige Kampf zwischen der Hamas und der Fatah vollkommen ausgeblendet. Wie es nun einmal so ist, wenn Palästinenser nicht durch israelische Kugeln oder Raketen, sondern durch andere Palästinenser getötet (oder gefoltert) werden. Drittens wird unterschlagen, dass die Hamas eine durch und durch antisemitische Organisation ist, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hat. Dieses Ziel strebt die Hamas durch Wort und Tat an, während manch‘ einer in der westlichen Welt sich gerne mit ihren Vertretern an einen Tisch sitzen will, um Gespräche zu führen (keine Sorge, natürlich kritische).

Darüber hinaus ist und bleibt es selbst bei sträflicher Vernachlässigung dieser wichtigen Punkte ein Euphemismus sondergleichen, dass sich die Hamas „um eine stärkere Umsetzung islamischer Religionsgesetze in allen Bereichen des Lebens“ bemüht. Die „islamischen Religionsgesetze“ sollen nicht lediglich „stärker“, sondern ausschließlich (und überall) durchgesetzt werden. Was „islamische Religionsgesetze“ überdies für das Individuum bedeuten, kann (nicht nur) dieser Tage im Iran gesehen werden. Vorausgesetzt, man ist bereit hinzusehen.

Well done, Mr. President!

Posted in Zwei mal Drei macht Vier by Mr. Moe on Juni 8, 2009

US-Präsident Obamas Kairo-Rede zeigt erste erwünschte Wirkungen. So frohlockt SPIEGEL ONLINE:

Die Hamas hat auf die hochgelobte Kairoer Rede von Barack Obama geantwortet: Die Radikal-Islamisten forderten den US-Präsidenten zu direkten Gesprächen auf, wenn er wirklich einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten anstrebe.

Allerdings gebe es der Hamas zufolge doch noch ein paar kleinere Probleme:

Marsuk lehnte einen Gewaltverzicht ausdrücklich ab. Dies aber hat Obama zur Vorbedingung für einen Dialog gemacht. Die US-Regierung solle keine Bedingungen stellen, sondern akzeptieren, dass eine Lösung des Nahostkonflikts ohne die Hamas nicht möglich sei, betonte Marsuk. Er bekräftigte die Position seiner Bewegung, wonach die wahre Gewalt im Nahen Osten von der israelischen Besatzung ausgehe. Dies hätte Obama in seiner Rede zumindest erwähnen müssen. Auch eine Anerkennung Israels lehnte Marsuk weiterhin ab.

Dass die „wahre Gewalt im Nahen Osten von der israelischen Besatzung“ ausgehe, ist soweit von Obamas eigener Auffassung des Nahostkonfliktes nun wahrlich nicht allzu weit entfernt. Zudem ist die Nicht-Anerkennung Israels für Obama bekanntermaßen kein Grund, sich nicht mit einem Staat oder einer Terrororganisation an einen Tisch zu setzen. Und wenn man sich doch schon so gut versteht, sollte eine Kleinigkeit wie der Verzicht von Gewalt „Friedensgesprächen“ doch nicht im Wege stehen. Schließlich handelt es sich ja nicht um israelische Siedlungen.

Eine ausführliche Behandlung Obamas Rede wird in den nächsten Tagen folgen.

Ein unabhängiger palästinensischer Staat?

Posted in Empfehlungen by Don Homer on Juni 5, 2009

Khaled Abu Toameh, Hudson Institute, 03. Juni 2009.

Ein unabhängiger palästinensischer Staat?

Die Annahme, dass die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates an der Seite Israels die Lösung des israelisch-arabischen Konfliktes darstellt, ist sowohl kontraproduktiv als auch falsch.

Die neue Barack Obama-Regierung unterstützt, wie viele Regierungen auf der ganzen Welt, vollständig das palästinensische Ziel, einen eigenen Staat im Nahen Osten zu haben.

Die Vereinigten Staaten und der Westen üben jetzt Druck auf Benjamin Netanyahu und seine Regierung aus, die Zweistaatenlösung zu akzeptieren und die Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates im Westjordanland, dem Gazastreifen und den arabischen Vierteln und Dörfern Jerusalems zu fördern.

Ihre Bemühungen beruhen auf dem Glauben, dass ein palästinensischer Staat den israelisch-arabischen Konflikt beenden und den Weg für Frieden und Stabilität in der Region bereiten würde.

Doch es gibt guten Grund zu glauben, dass das genaue Gegenteil wahr ist.

In Wirklichkeit würde die Gründung eines palästinensischen Staates, zumindest unter den derzeitigen Umständen, zu weiterer Instabilität und zu weiterem Blutvergießen in der Region führen.

Der Hauptgrund, warum ein palästinensischer Staat die Region heute destabilisieren und Spannungen zwischen Juden und Arabern verschärfen würde, ist die wachsende Popularität radikalislamischer Gruppen wie der Hamas und dem Islamischen Djihad unter den Palästinensern.

Die Hamas hat jetzt schon unmittelbare Kontrolle über etwa 1.3 Millionen Palästinenser im Gazastreifen – über die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung in den palästinensischen Gebieten. Mit der Hilfe des Iran, Syriens, des Sudans, der Hisbollah und der Muslimbruderschaft in der arabischen Welt hat die Hamas unlängst ihre Bemühungen intensiviert, ihre Kontrolle auf das Westjordanland auszudehnen. Viele Palästinenser sind überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor es der islamischen Bewegung gelingt, ihr Ziel zu erreichen.

Dies bedeutet, dass der künftige palästinensische Staat eine Islamische Republik werden würde, beherrscht von Islamisten, die glauben, dass der Dschihad [Heilige Krieg] der einzige Weg ist, Israel zu zerstören und den Rest der Welt zu unterwerfen.

Ein solcher Staat würde nicht nur eine Bedrohung für Israels Sicherheit darstellen, er würde auch anstreben, die säkularen Regime in benachbarten arabischen Ländern zu untergraben, einschließlich Ägypten und Jordanien, den einzigen beiden arabischen Staaten, die Friedensverträge mit dem jüdischen Staat haben.

Die palästinensische Autonomiebehörde ist nach wie vor zu schwach, um ihre Kontrolle über das Westjordanland zu bewahren. Im Sommer 2007 ergaben sich die Sicherheitskräfte der palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen der Hamas, ohne wirkliche Gegenwehr zu leisten.

Die palästinensische Autonomiebehörde verdankt ihre Macht im Westjordanland größtenteils der Präsenz der Israel Defense Forces in diesem Raum und deren massiven Vorgehens gegen die Hamas.

Die Ironie besteht darin, dass die Chancen der palästinensischen Autonomiebehörde, an der Macht zu bleiben, sehr gering wären, wenn Israel heute der Forderung der palästinensischen nachkäme, sich aus dem gesamten Westjordanland zurückzuziehen. Die Hamas bleibt unter vielen Palästinensern im Westjordanland vorwiegend deswegen beliebt, weil sie der palästinensischen Autonomiebehörde und ihren Führern, die sie als Marionetten der USA und Israels ansehen, nach wie vor nicht trauen.

Die Palästinenser sind heute nahezu vollständig von finanzieller Hilfe der USA und des Westens abhängig. Ohne irgendeine Form eines Bündnisses mit Israel oder Jordanien wäre ein palästinensischer Staat ebenfalls auf Almosen der Vereinigten Staaten, Japan und den meisten der Länder der Europäischen Union angewiesen.

Die palästinensische Autonomiebehörde ist das einzige Regime in der arabischen Welt, dessen Beamte [über 150.000] ihre Löhne von ausländischen Regierungen erhalten. Ein palästinensischer Staat, der nicht jedes Jahr Milliarden von Dollar ausländischer Hilfe von den Amerikanern und Europäern erhält, wird sich um Hilfe zweifellos an den Iran, Libyen, den Sudan und Syrien wenden.

Diese Länder sind, unnötig zu erwähnen, nicht bekannt für ihren großen Beitrag für die Sache des Friedens und der Stabilität im Nahen Osten. Das letzte was die Palästinenser wollen ist ein Staat, dessen Überleben von Mahmud Ahmadinedschad, Muammar Gadaffi, Bashar Assad und Omar Al-Bashir abhängt. Diejenigen, die unnachgiebig auf einen palästinensischen Staat unter den derzeitigen Umständen drängen, sollten diese Bedrohungsszenarien berücksichtigen. Andernfalls werden die Palästinenser die ersten sein, die den Preis bezahlen.

Damit keine falschen Vorstellungen entstehen – ich bin auch nicht für eine Einstaatenlösung. Eine Mehrheit der Juden und Palästinenser erhofft sich Trennung, keine Integration.

Die zwei Gemeinschaften wollen nicht zusammen in einem binationalen Staat leben, und daher ist eine Trennung unumgänglich und wünschenswert.

Die Palästinenser kämpfen nicht dafür, israelische Bürger zu werden. Stattdessen kämpfen sie für Unabhängigkeit von Israel. Sie haben bereits ihr eigenes Parlament, ihre eigenen Sicherheitskräfte, ihre eigene Fahne und ihre eigene Regierung.

Um genauer zu sein, haben die Palästinenser wenigstens zwei von jedem unter der Hamas im Gazastreifen und unter der Fatah im Westjordanland.

Meinungsumfragen in Israel zeigen, dass eine Mehrheit der Juden die Zweistaatenlösung nicht aus Liebe zu den Palästinenser befürwortet, sondern weil sie von ihnen getrennt sein will, und das ist ebenfalls in Ordnung. Allerdings sollte es wohl eine Art von nahöstlichen Eid des Hippokrates geben: „Richte zunächst keinen Schaden an“. Das Westjordanland in ein zweites Hamastan zu verwandeln ist das letzte, was die Palästinenser, die Israelis und der Westen brauchen.

Khaled Abu Toameh ist Journalist und lebt in Jerusalem.