Zeitung für Schland

Küßt die Hamas!

Posted in SZ by Mr. Moe on Dezember 31, 2008

Thorsten Schmitz‘ Kommentar „Israels Irrglaube“ in der Süddeutschen Zeitung dürfte zum Widerlichsten zählen, was bislang in deutschen Qualitätszeitungen zur Operation „Gegossenes Blei“ geschrieben worden ist. Gleichwohl kann Schmitz‘ Argumentation als stellvertretend für einen derzeit medial häufig verbreiteten Narrativ angesehen werden.

Zunächst widmet sich Schmitz, gemäß professioneller Journalisten-Manier, noch der „faktentreuen“ Darstellung der bisherigen Geschehnisse:

Der Überraschungsangriff Operation „Gegossenes Blei“ am helllichten Samstag, als Kinder in der Schule, Frauen auf dem Markt und Hamas-Polizisten auf einer Vereidigungszeremonie getroffen wurden, endete mit der höchsten Opferzahl an einem einzigen Tag seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Israels mächtige Armee will die Hamas das Fürchten lehren, doch die Gaza-Guerilleros haben keine Angst vor dem Tod.

Nicht nur ein einfacher „Angriff“ Israels also, sondern auch noch ein „Angriff“ am „helllichten“ Tag und darüber hinaus auch noch auf Schulkinder und einkaufende Frauen! Angesichts der Tatsache, dass zum Zeitpunkt von Schmitz‘ Kommentar sogar die Hamas einräumt hat, dass über 95% der Opfer keine Zivilisten, sondern Terroristen gewesen sind (via Medien BackSpin), und dass Israel den Raketen-Terror wahrlich lange genug hingenommen hat: Wie soll man einen solchen Journalismus nennen? Realitätsverlust im Endstadium oder bewusste Irreführung der Öffentlichkeit? Auf letzteres deutet Schmitz‘ anschließend aufgestellte Behauptung hin, der zufolge die „Strategie sämtlicher israelischer Regierungen“ seit je her aus nichts als Gewalt bestanden habe:

Außer einem Raketenregen, abgefeuert von Gaza aus, drohen Israel nun auch wieder Selbstmordanschläge. Dennoch bleibt die Strategie sämtlicher israelischer Regierungen bis heute gleich: Gewalt palästinensischer Terrorgruppen mit Gewalt zu vergelten.
Der (Irr-)Glaube in Israel an die Armee ist allmächtig und läuft quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das Militär soll richten, was die Politik nicht schafft: Ruhe stiften.

Jaja, so kennt man die Israelis: bei der allerkleinsten Nichtigkeit bomben diese militanten Fanatiker blindlings drauf los! Und das, obwohl sie doch darüber hinaus auch noch die Verantwortung dafür tragen, dass es überhaupt wieder ein Problem im Gazastreifen gebe:

Im Bombardement vom Samstag steckt auch Israels Ohnmacht. Mehr als 7000 Raketen und Mörsergranaten haben palästinensische Terroristen seit dem Abzug der jüdischen Siedler aus Gaza im August 2005 auf Israel abgefeuert. Immer wieder hat die Armee darauf mit massiven Militärschlägen reagiert und das mit 1,5 Millionen Palästinensern überbevölkerte Gebiet komplett abgeriegelt. Genau deshalb feuerte die Hamas Raketen und Granaten auf Israel.

Terroristen schießen Raketen auf Israel, Israel reagiert darauf mit Militärschlägen und deshalb schießen die Terroristen auf Israel –  wen vermag eine solche Argumentation nicht zu überzeugen? Es ist wie mit dem Regen und dem Regenschirm: Es regnet, man spannt den Regenschirm auf, und deswegen fängt es dann an zu regnen! Wer kann da schon Ursache und Wirkung auseinanderhalten? Ein weiteres Beispiel: Klein-Thorsten hat Aua am Knie und klebt daher ein Pflaster drauf Dies führt wiederum dazu, dass Klein-Thorsten Aua am Knie hat. Böses Pflaster, böser Regenschirm, böses Israel! Doch zurück zu den Terroristen von der Hamas, deren Existenz und Stärke Schmitz ebenfalls Israel zuschreibt:

Denn Israels Militäroperationen sind das Lebenselixier der 1987 gegründeten Hamas. Israels Armee-Einsätze liefern ihr die Existenzberechtigung. Die Gleichung ist ganz einfach: Gäbe es Frieden und Wohlstand im Gaza-Streifen, gäbe es keine mächtige Hamas. Die Menschen dort würden dann nicht den mittelalterlichen Islamisten folgen, sondern ihre Zukunft planen. Anstatt die Hamas zu bombardieren, dadurch Hass zu säen und Terrorangriffe zu provozieren, müsste Israel die radikal-islamische Gruppe ebenso umgarnen, wie sie es mit den Al-Aksa-Brigaden gemacht hat.

Israel hatte den militanten Flügel der Fatah-Gruppe in einen politischen Prozess eingebunden und sie dadurch als Terrorgruppe überflüssig gemacht. Die Al-Aksa-Terroristen von gestern haben ihre Waffen niedergelegt und sind heute Mitglieder regulärer palästinensischer Sicherheitskräfte, weil Israel ihnen Amnestie zusicherte. Dieses Konzept könnte man auch mit der Hamas wagen.

Nun sind in der Tat alle Komponenten für die „ganz einfache Gleichung“ beisammen, die den Kern des Schmitzen Narratives ausmachen:

  1. Die blutrünstigen, von der Gewalt als Heilmittel überzeugten Israelis verhindern „Frieden und Wohlstand“ im Gazastreifen.
  2. Aus diesem Grund [!] existiert die Hamas und aus diesem Grund feuert die Hamas Raketen auf Israel.
  3. Da Israel für die Situation in Gaza die Verantwortung trägt (Punkt 1), die wiederum zur Gewalt seitens der Hamas führt (Punkt 2), darf Israel auf die Gewalt der Hamas  nicht mit Gewalt antworten, sondern hat die Hamas vielmehr zu „umgarnen“.

Vielleicht helfe es angesichts dieser Blindheit gegenüber der antisemitischen Gesinnung der Hamas, die eben gerade nicht in Zusammenhang mit Israels Handlungen steht, und der daraus resultierenden (Fehl-)Einschätzung des rechten Umgangs mit selbiger, lese Schmitz einmal Kurt Tucholsky, der 1931 schrieb:

Ihr müßt sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müßt mit Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
Pfeift euerm Hunde, wenn er kläfft –:
Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft!

Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
sagt: »Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«
Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!
Küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft.

Und schießen sie –: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben so hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer möchte nicht gern Opfer sein?
Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,
gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen …
Und verspürt ihr auch
in euerm Bauch
den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft –:
Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,
küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft –!

Tucholsky ist seit über 70 Jahren tot, das von ihm beschriebene Phänomen hingegen überaus lebendig. Und dies nicht nur in Deutschland. Wie Power Line zeigt, hat die französische Nachrichtenagentur AFP einen eigenen Narrativ über die Ursachen des Konflikts anzubieten, der Schmitz‘ Ausführungen in nichts nachsteht. Ohne Probleme mit Schmitz aufnehmen kann es auch Seumas Milne vom britischen Guardian, der bereits in der Überschrift behauptet:

Israel’s Onslaught in Gaza is a crime that cannot suceed

Wie bei Schmitz hier folgt auch hier eine wahrlich faktizierende Darstellung der Sachlage:

Of the ferocity of the assault on one of the most overcrowded and destitute corners of the earth, there is at least no question. In the bloodiest onslaught on blockaded Gaza since it was captured and occupied by Israel 41 years ago, at least 310 people were killed and more than a thousand reported injured in the first 48 hours alone.

As well as scores of ordinary police officers incinerated in a passing-out parade, at least 56 civilians were said by the UN to have died as Israel used American-supplied F-16s and Apache helicopters to attack a string of civilian targets it linked to Hamas, including a mosque, private homes and the Islamic university. Hamas military and political facilities were mostly deserted, while police stations in residential areas were teeming as they were pulverised.

Israel habe demnach also „gewöhnliche Polizeibeamte“ getötet. Dass Polizeibeamte der Hamas Israel qua Hamas-Charta feindlich gegenüberstehen, schert Milnes nicht. Ebensowenig, dass in der Universität Sprengstoff entwickelt und Raketen gelagert wurden. Was zudem von der Behauptung zu halten, dass Israel auf „private homes“ ziele, verdeutlicht Yigal Walt auf Ynet auf herrlich sarkastische Art und Weise:

You mean to say that “one of the most powerful armies in the world” has been bombing Gaza for days, deploying massive air power, dropping hundreds of bombs, and ultimately killing a grand total of 50 civilians or so in the “most crowded place on earth?

There are two options here: A) The Israeli army is not targeting civilians, or B) Israeli pilots suck. We tend to go with option A.

Nachtrag: Einen ausgezeichneten Kommentar über das Verhältnis der israelischen Bevölkerung zur israelischen Armee hat Lila auf Letters from Rungholt veröffentlicht. Unbedingt lesen!

„Chronik der Gewalt“ auf SPON

Posted in SPIEGEL & SPIEGEL ONLINE by Mr. Moe on Dezember 29, 2008

Welch ein Service! SPIEGEL-ONLINE erklärt die „Ursachen des Konflikts“ mit Hilfe einer „Chronik der Gewalt“. Ein Auszug:

19. Dezember 2008: Die Hamas erklärt die Waffenruhe offiziell für beendet.

27. Dezember 2008: Israel startet eine Luftoffensive und tötet am ersten Tag mehr als 200 Palästinenser.

Also eine friedliche und harmonische Woche zwischen dem 19. und dem 27. Dezember… doch dann schlägt Israel einfach los! Oder war da etwa was?

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Anmerkung zur „Unverhältnismäßigkeit“ Israels Vorgehens

Posted in Die üblichen Verdächtigen by Mr. Moe on Dezember 27, 2008

Während Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Israel „Unverhältnismäßigkeit“ vorwirft, berichtet Ulrich W. Sahm, dass es sich bei den bisherigen Toten weitestgehend um Kämpfer der Hamas gehandelt habe:

Unter den 155 Toten, wie sie die Hamas nach den Angriffen vermeldete, seien hauptsächlich Kämpfer in Uniform und kaum Zivilisten, zumal die israelische Luftwaffe nach monatelanger Aufklärungsarbeit und Vorbereitung die Zeit genutzt hatte, die Ziele „punktgenau“ zu treffen, wie aus dem Gazastreifen verlautete.

Gleiches berichtet auch Haaretz:

The first wave of air strikes was launched by a 60 warplanes which hit a total of 50 targets in one fell swoop. The IAF deployed approximately 100 bombs, with an estimated 95 percent of the ordnance reaching its intended target. Most of the casualties were Hamas operatives.

Des Weiteren fasst John Podhoretz auf den contentions alles zusammen, was es bezüglich der vermeintlichen „Unverhältnismäßigkeit“ Israels zu sagen gibt:

It will be a day or two until it becomes clear what happened and how successful the mission was. But there are three things to say about it immediately. First, when you hear people call on Israel to show “restraint,” remember that “restraint” is precisely what Israel has been showing for the past three and a half years as Hamas has launched thousands of Kassam rockets at Sderot and other locations inside Israel. Second, this was not an attack but a counter-attack, almost purely an act of self-defense that featured extensive warnings in the days before it was launched in an effort to minimize civilian casualties. Third, the Hamas terror bases were evidently located in civilian neighborhoods. According to international law, the responsibility for any civilian casualties in such a situation rests entirely with those who a) failed to wear uniforms and b) interwove themselves with non-combatants. The fault is Hamas’s, not Israel’s.

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Suchbegriff der Woche (1)

Posted in Worte der Woche by Mr. Moe on Dezember 27, 2008

Und wieder einmal eine neue (Unter-)Kategorie: „Suchbegriff der Woche“, die Statistikfunktion von WordPress macht es möglich! Auch wenn die Konkurrenz mit „Autounfälle von Ausländern in Kambodscha“ groß war, geht der erste Platz diese Woche eindeutig an die Frage aller Fragen:

Wer hat denn diesmal in Gaza angefangen?

Ja, wer könnte das wohl gewesen sein? Hier die Antwortmöglichkeiten:

  1. Israel
  2. die Zionisten
  3. alle Seiten haben Schuld
  4. die Hamas (moralisch verantwortlich im eigentliche Sinne sind jedoch die Zionisten)

Bei Bedarf kann gerne auch das deutsche Publikum befragt, der 50:50-Joker gezogen oder Jörg Bremer und Wolfgang Günter Lerch angerufen werden.

Märchenstunde mit Ulrich Ladurner

Posted in DIE ZEIT by Mr. Moe on Dezember 26, 2008

Der designierte US-Präsident Barack Obama hat bislang nicht auf den Brief des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadineschad geantwortet. Naturgemäß sind sind Sympathisanten der islamischen Republik Iran wie ZEIT-Autor Ulrich Ladurner über diese grobe Ungerechtigkeit äußerst verstimmt. Ladurner, bekannt für messerscharfe politische Analysen, hat aus diesem Grund in der ZEIT freundlicherweise eine mögliche Antwort Obamas formuliert, was zweifelsohne als Versuch gedeutet werden kann, in die oberste Liga der Apologeten des iranischen Regimes aufzusteigen. Um in der Oberklasse der Appeaser mitzuspielen ist zwar eigentlich ein Buch fällig, jedoch braucht Ladurners Brief sich dem Grad seiner Widerwärtigkeit nach vor Volker Perthes und Christoph Bertrams Auswürfen nun wirklich nicht zu verstecken. Insbesondere hinsichtlich seiner nahezu pathologischen Unterwürfigkeit gegenüber dem menschenverachtenden iranischen Regime weiß Ladurner die Konkurrenz gar um Meilen hinter sich zu lassen.

Ladurner fordert in seinem fiktiven Brief an Ahmadineschad direkte Gespräche mit Iran, gefolgt von einer kleinen Geschichtsstunde, die sich jedoch schnell als Märchenstunde entpuppt:

Sehr geehrter Herr Präsident,

ich danke Ihnen für Ihren Brief, in dem Sie mir zur Wahl gratulieren. Ich habe Ihre Zeilen sehr aufmerksam gelesen und bin nach langem Überlegen zu dem Schluss gekommen, dass es unseren beiden Ländern nur nutzen kann, wenn wir miteinander sprechen.

Die USA und die Islamische Republik Iran sind seit 30 Jahren verfeindet. Lassen Sie uns daher nicht das betonen, was uns trennt, sondern das, was uns verbindet. Das amerikanische Volk erinnert sich sehr gut daran, dass Iraner nach den Attentaten vom 11. September 2001 in Teheran öffentlich ihr Mitgefühl mit den Opfern dieses Verbrechens geäußert haben. Der Schock über die Grausamkeit der Terrororganisation al-Qaida sitzt bei unseren beiden Völkern tief.

Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass die sunnitische al-Qaida zwar Tausende Amerikaner getötet hat, doch unter den Schiiten im Irak haben diese Terroristen ein noch viel größeres Blutbad angerichtet. Al-Qaida ist unser gemeinsamer Feind.

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben den Kampf gegen den Terror aufgenommen. Nicht alles, was wir dabei unternommen haben, war richtig und nützlich. Ja, wir haben sogar schwere Fehler begangen, die unser Ansehen in der Welt und unsere Glaubwürdigkeit beschädigt haben. Trotzdem, der Kampf gegen den Terror muss geführt werden, und wir werden das mit aller Entschlossenheit weiter tun.

Den Kampf gegen Terror „mit aller Entschlossenheit“ führen und gleichzeitig mit dem größten finanziellen Unterstützers des Terrors gemütlich bei einer Tasse Tee parlieren – ein Widerspruch? Nicht sofern man, wie es sich in einem reumütigen Brief gehört, eigene Fehler unterstreicht und unter keinen Umständen Anklage erhebt. Ladurner weiß die ohnehin nur schwer zu ertragende Unterwürfigkeit gegenüber dem menschenverachtenden iranischen Regime indes noch zu toppen:

Ihr Land hat eine große und lange Geschichte, es ist einflussreich und mächtig, doch glauben Sie nicht, dass es die Probleme seiner Nachbarschaft allein lösen kann. Überschätzen Sie Ihre Kraft nicht. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben in den letzten Jahren schmerzhaft die Grenzen ihrer Macht erfahren müssen. Wir brauchen Verbündete. Daraus aber sollten Sie nicht schließen, dass wir schwach oder gar unentschlossen sind.

Das liest sich beinah so, als wolle der größte Außenseiter der Schule – verpickelt und hässlich- in einem Akt der Verzweiflung das beliebteste Mädchen der Schule nach einem Date zum Abschlussball bitten. Die Frage, warum das schöne Mädchen auf die Offerte eines solchen Losers eingehen sollte, stellt sich Ladurner dabei sogar selbst:

Sie werden sich vielleicht fragen: Wozu brauchen wir die Freundschaft der USA? Sind wir nicht 30 Jahre lang gut ohne sie ausgekommen? Bestimmt, Ihr Land kann doch auch ohne unsere Hilfe weiterbestehen, doch wird es nicht das Potenzial ausschöpfen können, dass in ihm steckt. Und Sie, Herr Präsident, wollen mit Sicherheit, dass die Menschen in Ihrem Land alle ihre Möglichkeiten nutzen können.

Gewiss kann es als selbstverständlich angesehen werden, dass Ahmadineschad daran interessiert ist, dass die Menschen im Iran „alle ihre Möglichkeiten“ nutzen können: sofern man die Hälfte der Bevölkerung, Frauen, abzieht. Und die Bahai. Und Homosexuelle. Aber ansonsten sind die Mullahs natürlich am Wohlergehen aller Menschen im Iran interessiert. Darüber hinaus sei Iran ein starkes Land, dass sich durch seine Politik gegenüber eines bestimmten Landes jedoch unnötigerweise selbst schaden würde:

Iran ist ein Riese in der Region, ein Riese, der sich mitunter selbst am Boden fesselt. Zu diesen Fesseln gehört Ihre Politik gegenüber Israel. Ich begreife Ihre Verbundenheit mit den Palästinensern, und ich versichere Ihnen, dass wir an einer Lösung der Palästinafrage hart arbeiten werden. Wir glauben nämlich – genau wie Sie -, dass dies einer der zentralen Konflikte unserer Zeit ist. Doch wir werden nur eine Lösung finden können, wenn sich Israel sicher fühlen kann. Wer Israel offen droht, wer Israel mit Waffen bekämpft, der untergräbt auch die Sache der Palästinenser. Ich wünsche mir, dass Sie in diesem Lichte Ihre Unterstützung der libanesischen Hisbollah überdenken.

Ach ja richtig: das leidliche Thema Israel. Hier fallen gleich mehrere Punkte auf:

  1. Ladurner scheint allen Ernstes zu glauben, dass Irans Politik gegenüber Israel von einer „Lösung der Palästinafrage“ abhinge. Demnach sei ergo nicht der fanatischer Hass auf Israel, sondern der Nahostkonflikt der Grund für Irans Streben nach Nuklearwaffen.
  2. Ladurner erwähnt zudem mit keiner Silbe, dass Ahmadineschad Israel in einer antisemitischen Hetzrede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen im September diesen Jahres nicht nur für das Palästinenserproblem, sondern für nahezu jeden Konflikt auf der Welt verantwortlich gemacht hat (vgl. zu der Rede auch Matthias Küntzel). Folgerichtig erwähnt Ladurner auch die wiederholt geäußerten Vernichtungsdrohungen Irans gegenüber Israels nicht.
  3. Folglich scheint Ladurner den Atomkonflikt als iranisches und nicht als israelisches Problem anzusehen. Das genuine Problem der iranische Bombe sei daher auch nicht die Bedrohung Israels Existenz, sondern dass sie eine Lösung des Nahostkonflikts zu Gunsten der Palästinenser verhindere.
  4. Infolgedessen verwundert es auch nicht, dass Ladurner von Iran lediglich fordert, dass Israel sich sicher fühlen können müsse und nicht offen bedroht oder mit Waffen bekämpft werden dürfe. Ladurner fordert daher auch nicht von Iran, aufzuhören die Terrororganisation Hisbollah zu unterstützen, sondern die Unterstützung lediglich zu überdenken.
  5. Auch ohne Ladurner unterstellen zu müssen, dass diese doppeldeutigen Formulierungen bewusst gewählt sind: seine Sprache offenbart, dass er direkte Gespräche mit Iran über die Existenz des jüdischen Staats stellt.

Aber vielleicht gibt es ja auch eine denkbar einfache Lösung für das Problem: das zionistische Regime Israel einfach von der Landkarte den Seiten der Geschichte tilgen streichen. Na dann: Auf gute Zusammenarbeit! Und damit die auch wirklich glückt, noch einmal tief hinunter auf die Knie und den Mullahs die Füße geküsst:

Ich habe eine klare Vorstellung von Ihrem Land und Ihrem Volk. Ich sehe kraftvolle, offene Menschen. Ich sehe Menschen, die sich nicht fürchten müssen, weder vor der eigenen Regierung noch vor einer ausländischen Macht. Ich sehe ein Land, das in Frieden mit seinen Nachbarn lebt und keine Atombombe braucht, um sich sicher zu fühlen.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten.

Kein Iraner müsse sich „vor der eigenen Regierung“ fürchten, ein wahrlich würdiger Abschluss für Ladurners Märchen: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lachen sie noch heute.

Quelle: DIE ZEIT vom 23. Dezember 2008, S. 12.

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Medialer Wahn und ein 90. Geburtstag

Posted in DIE ZEIT by Mr. Moe on Dezember 23, 2008

Würde man alle Deutschen durchnummerieren, Helmut Schmidt erhielte unter Garantie die Eins, denn Hitler ist ja bekanntermaßen Tod und außerdem Österreicher. Da sich nunmehr der Geburtstag jenes Vorzeigedeutschen zum 90. Male jährt, versteht es sich daher von selbst, dass Schmidts Hausblatt selbigem die Ehre erweist. Nun müssen diejenigen, die nach wie vor – und ergo resistent gegen klug machende Erfahrung – zu den Lesern der ZEIT zählen, die an Vergötterung grenzende Verehrung Schmidts in dessen Hofblatt bereits seit Längerem ertragen. Dass der ZEIT-Leser folgerichtig nicht nur mit einem „Helmut-Schmidt-Sonderheft“, sondern gleich mit derer zwei beglückt wird, vermag daher nicht zu überraschen. Als besonders ausgefeiltes Extra wird zudem an der Stelle, an der sonst die „Zigarette mit Helmut Schmidt“ schlechte Luft verbreitet (die hervorgehobenen Zitate der letzten Wochen lauteten sinngemäß: „Ich habe mein Schachspiel in der Kriegsgefangenenschaft selbst geschnitzt“ und „Wir bekommen gelegentlich auch Briefe mit Kot zugesandt“) eine „Zigarette mit Rosemarie Niemaier“, Schmidts Sekretärin, abgedruckt. Das Ganze liest sich sogar noch langweiliger als es klingt, mit der Ausnahme jedoch, dass Niemaier den in der ZEIT verbreiteten Schmidt-Wahn unfreiwilligerweise auf den Punkt bringt:

Ich habe ihn früher nicht für ein Wesen aus Fleisch und Blut gehalten. Das tue ich jetzt.

Zu Giovanni di Lorenzo und Konsorten ist diese Erkenntnis bislang offensichtlich noch nicht herabgesickert. Doch auch wenn Niemaier Schmidt zwar durchaus als Menschen betrachtet, lässt auch sie sich es natürlich nicht nehmen, auf Schmidts Genialität zu verweisen:

Obwohl er wirklich wenige Schwächen zeigt. Kennen Sie zum Beispiel die Hauptstadt von North Dakota?

Giovanni di Lorenzo kennt selbige „natürlich nicht“, was nur jene zu überraschen mag, die der Meinung sind, dass die ZEIT sich ihrem intellektuellen Anspruch nach auch nur einen Hauch von der viel und gerne gescholtenen Zeitung mit den vier großen Buchstaben unterscheide: beides sind Zeitungen die man lesen kann, es im Zweifelsfall aber doch besser sein lässt. Doch zurück zu Helmut Schmidt, der die Antwort auf die Frage aller Fragen – Sie ahnten es bereits – selbstverständlich kennt. Niemaier:

Bismarck heißt sie. Ich habe ihn das einmal gefragt. Unglaublich, aber wahr: Helmut Schmidt wusste das!

Unglaublich, aber wahr: Es existiert ein Mensch von solch vollkommener Weisheit und ihm wird bislang lediglich ein mediales Denkmal gesetzt! Mit welcher Berechtigung wird der Welt der Helmut-Schmidt-Feiertag vorenthalten? Und warum heißt die ZEIT noch ZEIT und nicht SCHMIDT? Die Tatsache dass die ZEIT mit sowohl überaus erfolgreichem als auch penetrantem Nachdruck daran arbeitet, Schmidt zum nationalen Mythos aufzubauen, vermag da kaum Trost zu spenden.

Helmut Schmidt selbst kann die mediale Ejakulation natürlich nicht angelastet werden. Zumal aufrichtiges Beileid verdient, wer sich von Gerhard Schröder und Günter Grass in der eigenen Zeitung gratulieren lassen muss. In diesem Sinne wünscht die Zeitung für Schland Helmut Schmidt daher herzlichst alles erdenklich Gute zum 90. Geburtstag. Möge Schmidt noch viele glückliche und – hoffentlich – geruhsame und schweigsame Jahre verbringen. Neben der Selbstverständlichkeit eines solchen Wunsches existiert zugegebenermaßen auch ein egoistisches Motiv: denn wenn Helmut Schmidt einst sterben wird (und das wird er, aller Vergötterung zum trotz), werden deutsche Medien für einige Zeit noch unerträglicher sein, als sie es ohnehin schon sind.

Quelle: „Auf eine Zigarette mit Rosemarie Niemaier“, in: ZEIT MAGAZIN vom 11. Dezember 2008, S. 54.

Anmerkung: Die wesentlichen Teile dieser Festschrift wurden vor mehr als einer Woche geschrieben.

Nachtrag: Für eine Abrechnung mit Schmidts heutigen politischen Ansichten siehe den Beitrag von Jost Kaiser, der treffend schreibt:

Unfassbar, dass die Überlegungen einen Mannes, der selten das Niveau eines Wirthaus-Grantlers überschreitet, in Deutschland als Offenbarungen gelten.

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Just for the Record

Posted in SPIEGEL & SPIEGEL ONLINE by Mr. Moe on Dezember 22, 2008

Wüsste man es nicht besser, glaubte man fast SPIEGEL ONLINE existiere nur um No Blood for Sauerkraut, Heplev, Letters from Rungholt oder auch die Zeitung für Schland zu beschäftigen. Denn langsam wird es wirklich ermüdend: Gerade erst hat Heplev einen Beitrag über die Nahostberichterstattung von SPON veröffentlicht, da schlagen die Deppen erneut zu. Just for the record, die neusten Ergüsse von SPON im Kampf gegen die Realität:

Aus Sicht der israelischen Regierung [!] war die Waffenruhe wegen des anhaltenden Raketenbeschusses bereits in den vergangenen Tagen immer wieder gebrochen worden.

Doch in der israelischen Regierung gibt es auch Vertreter eines weniger offensiven [!!] Vorgehens. […]

Mit anderen Worten: Die „Waffenruhe“ wurde eigentlich gar nicht gebrochen und Verteidigung ist im Falle Israels stets mit einem Angriff gleichzusetzen. Bei solch einem drohenden „offensiven Vorgehen“ Israels wundert es SPON natürlich auch nicht, dass die „Antwort“ der Hamas nicht auf sich warten lassen habe:

Im Nahen Osten lassen beide Seiten nach Ablauf der Waffenruhe die Muskeln spielen. Auf die Vorbereitungen Israels für eine Offensive im Gaza-Streifen antwortete die Hamas umgehend: Die Islamisten drohen mit neuen Selbstmordanschlägen.

Das oben Geschriebene bestätigt sich erneut: Jegliches Vorgehen Israels gegen den andauernden Beschuss stelle SPON zufolge unweigerlich eine Offensivaktion dar, auf die die Hamas dann natürlich reagiere. Man darf gespannt sein, wann zum ersten Mal das Wort „Angriffskrieg“ fällt. Derzeit bestünde laut SPON jedoch nach wie vor Hoffnung, dass die Lage nicht vollends eskaliere:

Doch noch versuchen beide Seiten auch, die Wogen zu glätten. Die Hamas kündigte am Montag an, im Gaza-Streifen eine Feuerpause einzuhalten – allerdings nur 24 Stunden lang

Davon einmal abgesehen, dass selbst eine wirkliche „Feuerpause“ von 24 Stunden für die Menschen in Sderot und Aschkelon nur einen äußerst kurzen Moment der Sicherheit bedeuten würde: Wer ernsthaft daran glaubt, dass die Hamas eine Feuerpause auch nur 24 Stunden lang einhielte, geschweige den an einem dauerhaften Frieden interessiert sei, der sitzt wohl in zwei Tagen auch auf dem Dach und wartet auf den Weihnachtsmann.

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Gekonnte Überschriften und Beobachtungen vom Planeten Wirrkopf

Posted in F.A.Z. by Mr. Moe on Dezember 22, 2008

Wenn sogar das Gesindel von SPIEGEL-ONLINE knackige Überschriften („Israel droht Hamas mit Krieg“) formulieren kann, muss die F.A.Z., dem Selbstverständnis nach immerhin „eine der besten Zeitungen der Welt“, ihrem Leser natürlich vergleichbares bieten:

Olmert droht Palästinensern

Den stets aufrichtig um das Wohl der Palästinenser besorgten deutschen Leser vermag allein die Unterüberschrift zu beruhigen:

Aber noch keine Militäraktion

Puh, da hat die Welt also doch noch einmal Glück gehabt: so weit alles friedlich in Nahost. Oder doch nicht? Wolfgang Günter Lerch, seines Zeichen neben Jörg Bremer Israels bester „Freund“ im Hause der F.A.Z. (denn wie jeder weiß hat Israel nahezu keine Feinde sondern lediglich einen Haufen aufrichtiger und kritischer“Freunde“), bringt es unnachahmlich auf den Punkt:

Brüchig war die Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel schon in den vergangenen Wochen.

Ein wunderbarer Euphemismus, der noch dazu nach allen Regeln journalistischer Kunst jede Aussage über Roß und Reiter oder Ursache und Wirkung vermeidet. Und doch bemerkt Lerch zu, dass es nach dem offiziellen Ende der „Waffenruhe“ eine Zunahme der Gewalt gegeben habe:

Nun werden wieder Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert, und die israelische Luftwaffe fliegt wieder ihre Vergeltungsangriffe.

Dass wieder alle um sich schießen und keiner besser als der andre sei, bildet seit je her den Kern deutscher Nahostberichterstattung. Hingegen die gesamte Widerwärtigkeit der deutschen Medien in einem einzigen Wort – „nun“ – zu offenbaren: diese Leistung ist „einer der besten Zeitungen der Welt“ doch überaus würdig.

Quelle: „Olmert droht Palästinensern, in: F.A.Z. vom 22. Dezember 2008, S. 8 sowie Wolfgang Günter Lerch: „Ohne Frieden“, in: ebd., S. 12.

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Worte der Woche (12)

Posted in Worte der Woche by Mr. Moe on Dezember 21, 2008

Was ist ihre Meinung zu Obama?

Guter Mann, glaube ich. Aber wenn ich höre, was meine amerikanischen Freunde sagen, dann muss er aufpassen. Die Waffenlobby mag keine Leute, die für mehr Frieden auf der Welt sind. Die schrecken vor nichts zurück, das kann gefährlich für ihn werden.

Interessiert Sie Politik?

Ich kümmere mich nicht groß darum. (Schaut aus dem Fenster.) So, gleich sind wir da. Wahnsinn, wie viele Seen es in Portugal gibt.

Michael Schumacher, siebenfacher Formel-1-Weltmeister, über drohende Gefahren für den kommenden US-Präsidenten Barack Obama und die Geographie Portugals.

Quelle: ZEIT MAGAZIN vom 17. Dezember 2008, S. 15.

Die Ausgewogenheit der Deutschen Presse-Agentur

Posted in Die üblichen Verdächtigen by Mr. Moe on Dezember 20, 2008

Waffenruhe gilt nicht mehr. Wechselseitige Drohungen Israels und der Hamas

So betitelt die F.A.Z. eine von der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die im Übrigen auch von etliche weiteren deutschen Tageszeitungen wie etwa dem Tagesspiegel, dem Hamburger Abendblatt, der Saarbrücker Zeitung oder der Münsterschen Zeitung mehr oder weniger unverändert übernommen wurde (wenn auch, so sei der Fairness halber ergänzt, mit durchaus unterschiedlichen Überschriften versehen). Die in der Unterüberschrift angekündigten „wechselseitigen“ Drohungen lesen sich dabei wie folgt:

Das israelische Militär drohte den militanten Palästinensergruppen mit den Worten, Israel werde im Falle eines fortwährenden Beschusses „angemessen“ militärisch reagieren.

Wahrlich eine niederträchtige Drohung, sich den fortdauernden Raketen-Terror nicht bis ans Ende aller Tage gefallen zu lassen! Wo doch nicht zuletzt Dank Jörg Bremer jedes Kind jeder F.A.Z.-Leser weiß, dass Israel den Beschuss seines Territoriums widerstandslos zu akzeptieren hat! Und in der Tat: Wo kämen wir denn hin, antwortete Israel auf jede der gestern drei und heute elf aus dem nördlichen Gazastreifen auf den Süden Israels abgefeuerten Kassam-Raketen? Von den mehr als 2.900 Raketen im Jahr 2008 und den über 10.000 Rakten in diesem noch jungen Jahrhundert einmal ganz zu schweigen!

Sollte Israel dennoch irgendwann einmal ernsthaft zurückschlagen, sei es zudem doch auch selbstverständlich, dass die Hamas dann reagieren müsse:

Für den Fall einer israelischen Militäroperation im Gazastreifen drohte die Hamas mit einer „harten und schmerzhaften Antwort“.

Ja, so kennt man die Hamas: An und für sich kuschelig-friedlich, im Falle eines Angriffs auf sie jedoch durchaus verteidigungsfähig! Zumal ja auch Israel die Schuld für das Ende der „Waffenruhe“ trage:

Die von Ägypten vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und zwölf militanten Palästinenserorganisationen war am Freitagmorgen nach sechs Monaten abgelaufen. Der militante Flügel der Hamas, die rund 20 000 Mann starken Al-Kassem-Brigaden, machte dafür Israel verantwortlich. „Israel hat den grundlegenden Punkt in der Vereinbarung ignoriert. Und das ist das Ende der Blockade und eine Öffnung der Grenzübergänge“, heißt es in einer Erklärung.

Dass diese Erklärung der Hamas zitiert wird, entspricht dem journalistischen Standard stets alle Parteien eines Konfliktes zu Wort kommen zu lassen. Allerdings obliege es ebenfalls journalistischem Anstand, für den Leser nicht ohne weiteres nachprüfbare Behauptungen in einen angemessenen Sinnzusammenhang zu stellen. Letztere Maxime tritt die dpa (und mit ihr die F.A.Z.) hingegen mit Füßen, indem sie dem Leser die nicht unwesentliche Tatsache verschweigt, dass es sich bei der Erklärung der Hamas um nicht als Lügen handelt. Darüber hinaus macht sich die dpa unvermittelt zum Propaganda-Sprachrohr der Hamas, wenn sie schreibt:

Ein Vertreter des politischen Flügels der Hamas signalisierte jedoch, dass eine Rückkehr zur Waffenruhe möglich sei. Sollte Israel ein neues Angebot auf den Tisch legen, werde die Hamas es aufgeschlossen studieren, sagte der Hamas-Sprecher Taher al Nunu dem israelischen Rundfunk.

Anstatt diese Worte als das zu entlarven, was sie sind: ein schlechter Witz, verbreitet die dpa den Irrglauben, dass die Hamas – allen anderweitigen Worten und Taten zum Trotz – ernsthaft am Frieden mit Israel interessiert sei und ein entsprechendes Abkommen nur an Israel scheitere. Ach ja, Israel: dem journalistischen Anstand gemäß wird selbstverständlich auch Israels Position dargestellt:

Israel hat wegen des fortwährenden Beschusses durch militante Palästinenser nach einem Boykott der Hamas zusätzlich eine Handels- und Wirtschaftsblockade über den Gazastreifen verhängt. Die Vereinbarung über die Waffenruhe sah vor, dass Israel schrittweise mehr Waren in den Gazastreifen lässt. Israel wirft der Hamas vor, den Beschuss Israels nicht vollständig gestoppt zu haben.

Von der impliziten Wertung nach dem Muster Israel-hat-nicht-das-gemacht-was-es -der-Vereinbarung-gemäß-hätte-tun-sollen, einmal abgesehen: Auch nur ein Wort darüber, dass Israels „Vorwurf „, die Hamas habe den Beschuss nicht „vollständig gestoppt“, nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern im Gegensatz zu den Lügen der Hamas vielmehr eine simple Tatsache darstellt? Fehlanzeige.

Vor dem Hintergrund einer solchen Berichterstattung erscheint Claudio Casulas Prognose angesichts der Reaktionen vornehmlich deutscher Medien im Falle einer möglicherweise nahenden israelischen Militäroperation im Gazastreifen nur allzu treffend:

So still wie die Welt zu den Raketenangriffen auf israelische Städte schweigt, so laut wird der schrille Schrei der Empörung ausfallen, sobald eine israelische Militäroperation anrollt. Die Hamas wird sich, wie die Hisbollah, hinter den palästinensischen Zivilisten verschanzen, und zahllose Kameraleute werden begierig jeden einzelnen Toten und Verletzten abfilmen, dazu die Klagen der Angehörigen und das Jammern der Hamas-Offiziellen, die sich als Opfer einer erneuten zionistischen Aggression gerieren und auf ihren “legitimen Widerstand” verweisen werden. So war es immer und so wird es wieder sein.

Anders ausgedrückt: Die Hamas und mit ihr die deutschen Medien haben die Saat wieder einmal gesät; jetzt wird auf die Ernte gewartet.

Quelle: „Waffen ruhe gilt nicht mehr“, in: F.A.Z. vom 20. Dezember 2008, S. 6.

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