Zeitung für Schland

Der antizionistische Traum einer neuen amerikanischen Nahostpolitik

Posted in Die üblichen Verdächtigen by Mr. Moe on Dezember 4, 2008

John J. Mearsheimer, Mitautor der Bibel der Israelfeinde jeglicher Couleur „Die Israel-Lobby: Wie die amerikanische Außenpolitik beeinflusst wird“*, formuliert auf Newsweek seine Vorstellungen einer grundlegend neuen amerikanischen Nahostpolitik:

The United States is in deep trouble in the Middle East. Despite Barack Obama’s promises to withdraw from Iraq, the debacle there shows no sign of ending soon. Hamas rules in Gaza; Iran is quickly moving to acquire a nuclear deterrent. We need a radically different strategy for the region.

Die gegenwärtig Usus gewordene Annahme, jedes Wort aus Obamas Munde werde die Welt verbessern, sowie die Euphemisierung des iranischen Atomprogramms in Form der Behauptung, sie diene der Abschreckung – soweit nichts neues auf dem Planeten Wirrkopf. Doch lassen wir dessen Bewohner fortfahren:

Fortunately, there is a strategy that has proved effective in the past and could serve again today: „offshore balancing.“ It’s less ambitious than President Bush’s grand plan to spread democracy throughout the Middle East, but it would be much better at protecting actual U.S. interests.

Was Mearsheimer mit den wirklichen amerikanischen Interessen meint und wer seiner Meinung nach selbigen entgegensteht ist bekannt (wer mag kann es z.B. bei Lizas Welt nachlesen). Auffällig ist jedoch, das genau jenes Land an keiner Stelle des Artikels explizit genannt wird. Was Mearsheimers folgender Vorschlag für Israel bedeuten würde, ist jedoch evident:

The United States would station its military forces outside the region. And „balancing“ would mean we’d rely on regional powers like Iran, Iraq and Saudi Arabia to check each other. Washington would remain diplomatically engaged, and when necessary would assist the weaker side in a conflict. It would also use its air and naval power to respond quickly to unexpected threats. But—and this is the key point—America would put boots on the ground only if the local balance of power seriously broke down and one country threatened to dominate the others.

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass Irans Vernichtungsdrohungen für Mearsheimer offenbar keine Bedrohung eines Landes durch ein anderes darstellen. Für die Vereinigten Staaten habe Mearsheimers vorgeschlagene Strategie unterdessen erstens den Vorteil, dass der USA „bloody and costly war[s] like Iraq“ erspart blieben, sowie zweitens:

Second, offshore balancing would ameliorate America’s terrorism problem. Foreign occupiers generate fierce resentment. Keeping America’s military forces out of sight would minimize the anger created by having them stationed on Arab soil.

Die hier vertretende Ansicht, dass Terrorismus eine Reaktion auf die Politik und das Handeln der westlichen Welt seien, ist ebenso weitverbreitet wie falsch. Ben Shapiro schreibt in Zusammenhang mit den Anschlägen in Mumbai in dankenswerter Klarheit:

Enough with the psychoanalysis. They dont hate us because of Israel. They dont hate us because of Kashmir. They dont hate us because we have troops in Saudi Arabia or because we deposed Saddam Hussein. They dont hate us because of Britney Spears. They hate us because we are infidels, and because we dont plan on surrendering or providing them material aid in their war of aggressive expansion.

(Auf die widerwärtige Eigenheit, die Anschläge in Mumbai zu verharmlosen respektive dem Westen die moralische (Mit-)Verantwortung für sie in die Schuhe zu schieben, weisen nebenbei bemerkt auch Phyllis Chesler im FrontPage Magazine (sowie in deutscher Übersetzung via heplev) und Abraham Cooper und Harold Brackman in der New York Post hin.)

Wie dem auch sei, Mearsheimer nennt noch einen dritten Vorteil der von ihm vorgeschlagenen „Strategie“:

Third, offshore balancing would reduce fears in Iran and Syria that the United States aims to attack them and remove their regimes—a key reason these states are currently seeking weapons of mass destruction. Persuading Tehran to abandon its nuclear program will require Washington to address Iran’s legitimate security concerns and to refrain from overt threats.

Irans Bombe als Reaktion auf einen möglichen US-amerikanischen (Angriffs-)Krieg? Diese Aussage von Mearsheimer erscheint auf den ersten Blick verwirrend, wird doch sonst hinter jedem Übel Israel vermutet. Der scheinbare Widerspruch vermag sich jedoch schnell aufzulösen: Da die Israel-Lobby ja die amerikanische Außenpolitik steuert, ist Israel dann doch wieder verantwortlich – und somit die Logik des Planeten Wirrkopfs wieder hergestellt und das antizionistische Herz beruhigt.

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* Vgl. für eine Kritik an Mearsheimer und Walt das Buch von Alan Dershowitz: „The Case Against Israel’s Enemies: Exposing Jimmy Carter and Others Who Stand in the Way of Peace“ (Kapitel 2: The Case Against Mearsheimer and Walt, S. 49-79). Eine Rezension auf Zeitung für Schland ist geplant.

2 Antworten

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  1. […] haben mit hässlichen Aussagen des Linksdraußen zu tun, die er so nicht getätigt haben will. – John Mearsheimer: Der Mitautor der „Bibel der Israelfeinde jeglicher Couleur“ schmiert seine „Lösung“ des […]

  2. […] 2008 John Mearsheimer hat wieder zugeschlagen! Nachdem er die Welt erst vor kurzem mit seiner Vision einer neuen amerikanischen Nahostpolitik beglückt hat, widmet sich Mearsheimer nun der Lösung des Nahostkonflikts. Den Ausgangspunkt der […]


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