Zeitung für Schland

Was wird geschehen, wenn das iranische Regime Atomwaffen erlangt?

Posted in Empfehlungen by Don Homer on Mai 4, 2009

Barry Rubin, dessen neuer Blog The Rubin Report hiermit noch einmal nachdrücklich empfohlen sei, zeigt auf, welche Konsequenzen der Welt – und nicht allein Israel – aus einem nuklear bewaffneter Iran erwüchsen, der ja bisweilen als gemeinsames außenpolitisches Projekt der Obama-Administration und der Europäer erscheint. Barry Rubin sei ebenso herzlich für die Genehmigung der Übersetzung gedankt wie Bernd Dahlenburg für sorgfältiges Korrekturlesen.

Barry Rubin, The Rubin Report, 22. April 2009.

Was wird geschehen, wenn das iranische Regime Atomwaffen erlangt?

Trotz all des Geredes über Irans Bestrebungen, Nuklearwaffen zu erlangen, besteht großer Dissens darüber, was dies tatsächlich bedeuten würde.

Das einzige Szenario, über das diskutiert wird, ist, ob das iranische Regime solche Waffen gegen Israel einsetzen würde oder nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies eintrifft, ist statistisch betrachtetet relativ gering, aber das Ergebnis jedoch so entsetzlich, dass es dennoch drohend aufragt.

Es gibt berechtigte Gründe für die Annahme, dass ein nuklear bewaffneter Iran Israels Existenzrecht verweigern würde und versuchte, es von der Landkarte zu tilgen, Millionen von Menschen zu töten und einen Krieg auszulösen, der weitaus schlimmer wäre als alles was der Nahe Osten – oder die Welt – je gesehen hat.

Wäre dies das „einzige“ Problem, das sich ergeben würde, bestünde die Kernfrage allein darin, ob es geschehen würde oder nicht. Und wenn dies das „einzige“ Problem wäre, böte es in erster Linie Israel und all denjenigen Grund zur Sorge, die um sein Schicksal besorgt sein könnten.

ABER es gibt eine Reihe weitaus wahrscheinlicher eintretender Szenarien, wenn das iranische Regime in den Besitz von Atomwaffen gelangt, und diese haben dramatische Auswirkungen auf die Interessen sowohl jedes westlichen als auch arabischsprachigen Landes und weiteres mehr.

Betrachten wir diese Szenarien, die, ich sage es noch einmal, nahezu unvermeidlich sind, wenn das iranische Regime Atomwaffen sowie entsprechende Raketen besäße, um diese auf weit entfernte Ziele zu feuern. Und diese Szenarien gelten auch dann, wenn angenommen wird, dass das iranische Regime diese Waffen niemals abfeuert, was wiederum gute Gründe dafür liefert, alles denkbar Mögliche zu tun, um den Iran davon abzuhalten, Atomwaffen zu erlangen.

  1. Ein nuklear bewaffneter Iran wird es dem Westen unmöglich machen, seine Interessen im Nahen Osten abzusichern. Aus der Besorgnis heraus, dass der Iran seine Atomwaffen gegen sie selbst, ihre Truppen oder andere einsetzen könnte, wären alle westlichen Länder zu eingeschüchtert, in irgendeiner Weise gegen die Interessen des Iran zu agieren.
  2. Ein nuklear bewaffneter Iran würde sämtliche arabischen Regime unter Druck setzen, ihm gegenüber eine Appeasement-Politik zu verfolgen, wozu gehört, dass sie zum Beispiel Stationierungsrechte des Westens oder Bündnisse mit ihm ablehnen würden. Sie gingen wohl davon aus, dass die Vereinigten Staaten kaum für sie einen Nuklearkrieg führten. Lieber die bestmöglichen Kapitulationsbedingungen aus Teheran diktiert bekommen.
    Dies bedeutet, dass man einen arabisch-israelischen Frieden vergessen kann. Die arabische Zusammenarbeit mit dem Westen würde stark zurückgehen und westliche Bürger und deren Interessen in arabischsprachigen Ländern wären in großer Gefahr. Die arabischen Staaten hätten Angst davor, mit den Vereinigten Staaten gegen die Expansion des Iranisch-Syrischen Blocks zusammenzuarbeiten und würden diesem sehr viel wahrscheinlicher beitreten. Islamistische Regime würden mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit in vielen Ländern die Macht ergreifen.
  3. Ein nuklear bewaffneter Iran würde zu einem enormen Zuwachs radikaler islamistischer Bewegungen sowie deren Rekrutierung führen. Mit hunderttausenden Muslimen, die solchen Gruppen beitreten würden, wäre die Existenz jedes arabischen Regimes gefährdet und der Terrorismus und die regionale Instabilität würden zunehmen.
  4. Im Glauben, dass der Tag des Sieges bevorstehe und der Iran den Weg dorthin gewiesen habe, würde auch eine große Anzahl der im Westen lebenden Muslimen zu radikalen islamistischen Gruppen überlaufen. Terrorismus, andere Gewalt und Instabilität würden im gesamten Westen zunehmen.
  5. Der Ölpreis würde angesichts des nachvollziehbaren Glaubens der Konsumenten, dass die Region instabiler werden könnte, sogar noch höher steigen als er jetzt bereits ist. Darüber hinaus würde die enorme Macht, die der Iran als Preistreiber besäße, sicherstellen, dass er den Preis in die Höhe triebe und die Saudis zu eingeschüchtert wären, um (ihrerseits) zu versuchen, ihn zu drücken.
  6. In der Region würde ein nukleares Wettrüsten eingeleitet werden, das die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges zwischen zwei oder mehr Ländern des Nahen Osten ebenso stark erhöhen würde wie die Wahrscheinlichkeit, dass solche Waffen in die Hände von Terroristen gelangten.

Kurz gesagt – weit mehr als die Existenz Israels steht auf dem Spiel. Auch diejenigen, die sich nicht darum scheren oder – vielleicht sogar zutreffend – glauben, dass das iranische Regime Israel niemals mit Atomwaffen angreifen würde, sollten diesen Fragen daher größte Aufmerksamkeit schenken.

Barry Rubin ist Direktor des Global Research in International Affairs (GLORIA) Center und Herausgeber des Middle East Review of International Affairs (MERIA) Journal. Seine letzten Bücher sind The Israel-Arab Reader (siebte Auflage, Viking-Penguin), die broschierte Ausgabe von The Truth about Syria (Palgrave-Macmillan) und The Long War for Freedom: The Arab Struggle for Democracy in the Middle East (Wiley).

7 Antworten

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  1. […] man bedenkt, welche Konsequenzen die nukleare Bewaffnung des Iran auch für den Westen haben müsste, ist es wahrscheinlich sogar irreführend, in Hussein Obama bloß einen Appeaser und […]

  2. […] Male und aller Vergeblichkeit zum Trotz auf die von den Mullahs ausgehende Gefahr hinweisen wird, von der nicht nur Israel, sondern auch die Iraner selbst, der Nahen Osten und (fast) die gesamte Wel…. Was bleibt ihm auch anderes übrig, im Kampf gegen die […]

  3. […] im Westen “beliebterer” Präsident als Ahmadinedschad, der irre Antisemit, würde die vom iranischen Atomprogramm ausgehende Gefahr unnötig und gefährlicherweise […]

  4. […] ignoriert Bertram vollkommen, dass ein nuklear bewaffneter Iran auch ohne einen nuklearen Angriff fatale Folgen für den Nahen Osten, den Westen und nicht zuletzt die demokratisch gesinnten Kräfte im Iran […]

  5. […] ignoriert Bertram vollkommen, dass ein nuklear bewaffneter Iran auch ohne einen nuklearen Angriff fatale Folgen für den Nahen Osten, den Westen und nicht zuletzt die demokratisch gesinnten Kräfte im Iran […]

  6. […] Nuklearwaffen in den Händen von Islamisten keinesfalls ein größeres Problem für die ganze Welt darstellten, hätte ein israelischer Militärschlag gegen das iranische Atomwaffenprogramm dramatische Folgen. […]

  7. […] Nuklearwaffen in den Händen von Islamisten keinesfalls ein größeres Problem für die ganze Welt darstellten, hätte ein israelischer Militärschlag gegen das iranische Atomwaffenprogramm dramatische Folgen. […]


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