Zeitung für Schland

Der Stolz der Väter

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on September 9, 2008

Wiedereinmal kämpft ein tapferer F.A.Z.-Leser gegen falsche Vorurteile hinsichtlich des Dritten Reiches. Fritz Kalb bezieht sich hierfür auf Michael Martens Bericht über „Meyers Krieg“ (F.A.Z. Vom 16. August 2008). Da der Artikel online nur gegen Endgeld verfügbar ist, sei seine Essenz kurz aus dem Gedächtnis zusammengefasst:

Hermann Meyer ist ohne Vater aufgewachsen, da selbiger als Wehrmachtssoldat 1943 in Griechenland von Partisanen gefangen genommen wurde. Die Partisanen erschossen alle deutschen Soldaten – bis auf zwei. Daher begab sich Herr Meyer auf eine jahrelange Suche nach dem Schicksal seines Vaters. Um es kurz zu machen: Nach Meyers Recherche wurde auch sein Vater erschossen, da er sich geweigert habe sich den Partisanen anzuschließen. Stattdessen zog er es vor noch seine Mitgefangenen davon zu überzeugen, vor der Erschießung „Heil Hitler!“ zu rufen und so den Heldentod zu sterben.

Was hat nun Fritz Kalb zu dieser Geschichte zu sagen? Folgendes:

Hermann Meyer kann sehr wohl stolz auf seinen Vater sein. Nur wegen des Hitlergrußes ihm Respekt und Achtung zu versagen ist bösartig und nur mit der Unkenntnis der damaligen Zeit zu entschuldigen.

So weit eine klare Angelegenheit: Respektlosigkeit aufgrund des Hitlergrußes – ein klares No-go, wer würde da nicht mitgehen? Schließlich könnte dann ja konsequenterweise nahezu niemand hierzulande seine Ahnen angemessen ehren. Und Herr Kalb hat noch mehr schlagkräftige Argumente – wie üblich als Fakten gekleidet:

Die wenigsten der deutschen Soldaten wussten von den Verbrechen des Hitler-Regimes. Die davon gehört hatten, hielten sie für Gerüchte oder schlimmstenfalls für Übergriffe einzelner Einheiten.

Auch hier ist die Sachlage eindeutig: Allgemein bekannt und akzeptiert ist, dass der gemeine Deutsche nichts hörte, nichts sah und nichts wusste. Und falls doch einmal etwas an das germanische Ohr drang, konnte es sich naheliegenderweise nur um vom Feind gestreute Gerüchte oder Einzelfälle handeln. Zudem kommen mildernde Umstände hinzu:

Die überwältigende Mehrheit der Soldaten kämpfte – trotz ihres Eides und gelegentlichen Beteuerungen – nicht für den „Führer“, sondern setzte ihr Leben ein fürs Vaterland.

Wie jeder weiß, wurden im Ausland schließlich durchaus gerechtfertigte deutsche Interessen verfolgt – wie etwa die Erschließung von Lebensraum im Osten oder die Bekämpfung der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung. Doch nicht nur diejenigen, die sich für solche Ziele engagierten waren Herr Kalb zufolge keine Nazis, auch eigenes Bekennen sei kein hinreichendes Kriterium gewesen:

Und nicht jeder Deutsche, der mit „Heil Hitler“ grüßte, war, selbst wenn er der Partei angehörte, ein überzeugter Nazi.

Nachdem nun hoffentlich geklärt ist, wer Nazi war und wer nicht (die richtige Antwort lautet: Hitler), mutmaßt Hobbypsychologe Kalb abschließend über die Motive der erschossenen Soldaten, kurz vor ihrem Tod noch einmal das obligatorische „Heil Hitler!“ zu grölen:

Der Hitlergruß vor der Erschießung war keine Ehrenbezeigung für den „Führer“, diente vielmehr der Verhöhnung der Partisanen und wurde sicher von ihnen auch so verstanden. „Es lebe Deutschland!“ hätte auf das Erschießungskomando nicht in gleicher Weise gewirkt, vermutlich hätte es dessen Bedeutung gar nicht erkannt.

Jedes vernunftbegabte Wesen muss eingestehen, dass die Verhöhnung dreckiger Partisanen, die noch dazu der Verfolgung deutscher Interessen im Ausland entgegenstehen, ein äußerst edler Beweggrund ist „Heil Hitler!“ zu rufen. Daher kann hinsichtlich dieser Angelegenheit auch nur ein Fazit gezogen werden:

Wer sich standhaft weigert, gegen seine eigenen Kameraden zu kämpfen, und dafür den Tod in Kauf nimmt, verdient uneingeschränkte Hochachtung. Selbst die Partisanen werden das nicht anders empfunden haben.

Quelle: F.A.Z. Vom 09. September 2008, S. 9.

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Neues vom Immergleichen

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on August 26, 2008

Es war zu erwarten, dass Patrick Bahners scheinheilige Frage „Was darf eine Jüdin in Deutschland gegen Israel sagen?“ auch auf der Leserbriefseite der F.A.Z. Anklang finden würde (vgl. für die Debatte auch den Kommentar der Hedonistischen Mitte). Das Spiel eröffnen darf Dieter Neuhaus, der bereits in der Vergangenheit durch geistreiche Bemerkungen auf sich Aufmerksam machen konnte. So schrieb er damals etwa:

Der angebliche demokratische Saubermann Israel betreibt bekanntermaßen Landraub großen Ausmaßes an den Palästinensern, seine Armee tötet in den besetzten Gebieten jährlich mehrere hundert Zivilisten, ohne dass es zu Anklagen gegen die Täter käme, hat Tausende Palästinenser verhaftet und inhaftiert (die meist vergeblich auf die Prozesse warten), schikaniert und drangsaliert tagtäglich die Bewohner der besetzten Gebiete. Die Liste der hässlichen Flecken auf Israels weißer Demokratie-Weste ließe sich noch verlängern.

Wie mag ein solch kluger Kopf den Streit zwischen Hecht-Galinski und Broder bewerten?

Zunächst beginnt Neuhaus naheliegenderweise mit einer Kritik an der Bundeszentrale für politische Bildung:

Der jüdische Schriftsteller Henryk M. Broder, der der deutschen Jüdin Evelyn Hecht-Galinski wegen ihrer scharfen und wiederholten Kritik an Israel Diskriminierungs- Besatzungs- und Unrechtspolitik „Antisemitismus- und Antizionismus“ vorwirft, weißt wovon er spricht. In seinem Buch, „Hurra, wir kapitulieren“, das erstaunlicherweise mit Subventionen der Bundeszentrale für politische Bildung vertrieben wird, spricht er zum Beispiel von „Nazi-Islamismus“ und nennt anerkannte, israelkritische Nah-ost-Experten wie Peter Scholl-Latour „Terrorismusversteher“.

Einmal in Fahrt gekommen, wetterte Neuhaus weiter:

Untaten muslimischer Jugendlicher wertet Broder als geradezu muslimimmanente Eigenschaften. Dagegen verschließt er vor den Untaten der israelischen Armee in Palästina und vor den beschämenden Ungerechtigkeiten des Staates Israel gegenüber den Palästinensern die Augen, oder er will die grässlichen Missstände, die die Besatzung verursacht, nicht sehen.

Und schließlich – endlich – rückt Neuhaus mit dem finalen Anklagepunkt heraus:

Wer – wie Broder – wegschaut, macht sich mitschuldig an einem Verbrechen, das in dieser Zeit unter demokratischen Staaten einzigartig ist.

Und nachher sagten sie dann, sie hätten nichts gewusst.

Es endet, wie es immer enden muss: mit den Hinweis auf die vermeintliche Freundschaft:

Dem jüdischen Volk ist zu wünschen, dass es endlich den Weg eines gerechten und friedlichen Zusammenlebens mit seinen palästinensischen Nachbarn findet.

Quelle: F.A.Z. vom 26. August, S. 8.

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F.A.Z., Junge Freiheit und der „Kampf gegen Rechts“

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on August 20, 2008

Zu den unangenehmen Eigenheiten der F.A.Z. zählt, dass sie auf ihrer Leserbriefseite nicht nur die Traktate chronischer Israel-Hasser abdruckt, sondern in regelmäßigen Abständen auch auch den nationalistischen Ausführungen von Lesern der „Junge Freiheit“ ein Forum bietet. So beschwert sich Dr. Friedrich Löffler, seines Zeichens Vorstandsmitglied der „Bürgerbewegung pro Deutschland“, über das vermeintlich zu große Interesse des Bundestages an rechtsextremen Straftaten, wohingegen Linksextremismus bagatellisiert werde:

Ziel sei nicht die Aufklärung von Sachverhalten, sondern vielmehr die Bundesregierung zu Stellungnahmen im „Kampf gegen Rechts“ zu veranlassen. Die Angriffe beziehen sich unter anderem auf Hakenkreuzschmierereien, die auch dann der rechtsextremistischen Szene zugeordnet werden, wenn die Täter nicht ermittelt werden können.

Welch in der Tat übereifriger Trugschluss Hakenkreuze Rechtsextremen zuzuordnen! Und ach wie tragisch, es gibt noch weitaus mehr Unheil in diesem Land. Über „vermeintlich rechtsextremistisch motivierte Straftaten“ werde in den Medien vermehrt berichtet, wohingegen ein Angriff auf das Büro der sympatischen Fraktion „Pro Köln“ nahezu unerwähnt geblieben sei:

In der Nacht zum 13. August wurden dort die Fenster mit Steinen eingeworfen und die Hauswand mit Farbbeuteln verschmutzt.

Doch nicht nur die schiere Brutalität und Menschenverachtung des Attentates wissen dabei zu schockieren. Nein, es geht um mehr – um das deutsche Volk:

Das Haus gehört der Stadt, so dass diese beziehungsweise der Steuerzahler für den Schaden aufzukommen haben.

Der Aussage, dass das Geld der Steuerzahler für die Reinigung dieses Hauses zu schade sei, kann wahrlich nicht widersprochen werden.

Zur Einordnung der Person Löfflers vermag man sich den von Löffler unterzeichneten Aufruf des neurechten Instituts für Staatspolitik „Gegen das Vergessen“ (pdf) zu Gemüte führen, der auch in der F.A.Z. abgedruckt wurde:

Am 8. Mai jähren sich das Ende des NS-Regimes und die Niederlage Deutschlands zum 60. Mal. Damit hat dieser Gedenktag für uns Deutsche zwei Gesichter. Zum einen markiert er die Befreiung der Verfolgten, das Ende des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges in Europa. Zum anderen ist der 8. Mai 1945 der Tag der Niederlage der Wehrmacht, der Beginn der deutschen Teilung und des teilweise grausamen Schicksals der Zivilbevölkerung und der Soldaten in den ersten Nachkriegsjahren.

Mit dem Kriegsende verbindet sich für uns auch die Erinnerung an die Vertreibung von 15 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat, an den Verlust fast eines Viertels unseres Landes und an den Beginn der sowjetischen Unterdrückung Osteuropas. Und so ist der 8. Mai – wie Theodor Heuss, unser erster Bundespräsident, es ausgedrückt hat, die „tragischste und fragwürdigste Paradoxie für jeden von uns, weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind“.

Wohl dem, der angesichts solche Worte den Brechreiz zurückhalten kann.

Quelle: F.A.Z. vom 20. August 2008, S. 8.

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Einmal mehr: „Einfache Tatsachen“

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on August 18, 2008

Evelyn Hecht-Galinskis Antwort auf Shimon Steins Rede „Ein Kampf für Sicherheit und Frieden“ gibt die Richtlinie für Kommentare auf der Leserbriefseite der F.A.Z. vor. Das Traktat von Dr. Christoph Berger sei ob der Qualität seiner Argumentation in Gänze zitiert:

In der von Ihnen abgedruckten Rede von Shimon Stein (F.A.Z.-Gegenwart vom 22. Juli) werden wie so oft einfache Tatsachen verschwiegen: Die Gründung des Staates Israel ist die letzte Blüte des europäischen Kolonialismus in einem seit Jahrhunderten von Arabern besiedelten Land. Diese Gründung ging einher mit einer ethnischen Säuberung, für die die Verantwortlichen sich heute in Den Haag verantworten müssten. Israel setzt ohne irgendeine Unterbrechung die Siedlungspolitik in einem fremden Land fort. Das Streben Irans nach Atomwaffen ist eine Antwort auf die nukleare Bewaffnung Israels (und anderer Nachbarstaaten). Sicherheit und Frieden für Israel kann es nur geben, wenn endlich ein radikales Umdenken in der Politik dieses Staates stattfindet. Ein erster Schritt wäre die Entschuldigung bei den Ureinwohnern für die begangenen Verbrechen. Die Kolonialstaaten Kanada und Australien haben dafür ein Beispiel gegeben.

Jeder einzelne Satz aus Bergers Feder wird wahr in seiner Negation. Weitaus interessanter als die Ausführungen eines einzelnen Irren ist jedoch, dass die antisemitischen und antizionistischen Tiraden der F.A.Z.-Leser in der Mehrzahl von Akademikern, besonders häufig promovierten Naturwissenschaftlern oder Medizinern, stammen, was angesichts derer Verweise auf „einfache [historische] Tatsachen“ – wie etwa die Vertreibung arabischer Ureinwohner durch völkermordende Juden – einer gewissen Ironie nicht zu entbehren weiß.

Quelle: F.A.Z. vom 18. August 2008, S. 6.

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Sensation: Lorenz Jäger gibt Israel die Schuld

Posted in F.A.Z. by Mr. Moe on August 16, 2008

Lorenz Jäger, der bekanntermaßen ganz gerne mal über den vermeintlichen Einfluss der „Israel-Lobby“ jammert, heult sich in der F.A.Z. über einen „antirussischen Affekt in Europa“ aus:

Die Stimmen von Glucksmann und Lévy werden in Europa gehört, sie haben, in Deutschland etwa, das Portal „Perlentaucher“ auf ihrer Seite. Russland dagegen findet bis heute unter den europäischen Köpfen von Rang kaum Fürsprecher, der „Westen“ hat sich als normatives Leitbild durchgesetzt. Zwar gibt es politische Korrespondenten und Kommentatoren, die besonnener urteilen, aber bei den Intellektuellen dominiert die blanke Russophobie.

[jetzt auch in deutscher Übersetzung via Perlentaucher]

Wer benötigt schon militärische Schlagkraft, wenn man den „Perlentaucher“ auf seiner Seite hat? Und was kommt nach Islamophobie und Russophobie als nächstes? Chinophobie oder Iranophobie? Wie dem auch sei, Schuld an allem Übel der Welt ist naturgemäß sowieso Israel:

Die Menschenrechtsanwälte machen auf die Dauer ihre Sache lächerlich, wenn sie nicht von den Interessen reden – von denen der Vereinigten Staaten vor allem, aber auch, es ist kein Geheimnis mehr, von denen Israels.

Der dahinter steckende kluge Kopf sieht nun auch wirklich reichlich wirr aus.

Vgl. auch: Richard Wagner: Ein Nationalbolschewist im nationalen Sektor sowie „Mit der FAZ an der neurechten Pissrinne Europas“ auf Raumzeit.

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Journalisten böse – China gut

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on August 14, 2008

In unruhigen – und zu allem Überfluß auch noch olympischen – Zeiten weiß Tilman Kienle mithilfe seines Leserbriefes „Zersetzende China-Berichterstattung“ aufzuheitern:

Zu den Artikeln über China: Ich schäme mich für unsere Medien. Die Berichterstattung in unseren Medien im Vorfeld der Olympischen Spiele finde ich skandalös.

Wahre Worte. Unerwartet jedoch die Begründung:

Statt über den Beginn der Spiele, die Freude der Teilnehmer, die einzigartige Stadt Peking, die Spitzenleistung chinesischer Olympiaorganisation zu berichten, stellen sich die Journalisten – offensichtlich sich als die oberste Instanz der Welt empfindend – mit den kleinen Einschränkungen in den Vordergrund.

Über Kleinigkeiten meckern um den Glanz des vollkommenen Ganzen zu schmälern? Das kann Herr Kienle, als oberste Instanz der Welt, den Journalisten natürlich nicht durchgehen lassen. Und so stellt er mit bestechender Logik eine allzu berechtigte Frage:

Können die Einschränkungen und die Zensur wirklich so elementar sein, wenn im Frühstücksfernsehen ein Reporter live darüber herziehen kann, wie übel die Diktatur, wie miserabel die Unterstützung, wie unzulänglich die Arbeitsumgebung ist und wie das Dasein durch Tausende von Polizisten kontrolliert wird, ohne sofort festgenommen und ausgewiesen zu werden?

Und erschossen wurde der Frühstücksreporter auch nicht – wo ist also das Problem? Doch weiter im Text:

Kann man wirklich von Zensur sprechen, wenn China sich mit der Sperrung des Zugangs zu sportunbedeutenden Plattformen gegen die Unfairness unserer Medien wehrt?

Nur ein Unmensch kann angesichts solch himmelschreiende Ungerechtigkeit die Tränen zurückhalten. Das kleine China muss sich doch gegen die bösartigen Attacken der Medien wehren. Denn:

Ganz offensichtlich haben diese Journalisten Maß und Ziel verloren und vergnügen sich in ihrer zersetzenden, unkritischen Berichterstattung. Sie sprechen von Einschränkung der Pressefreiheit und können sich offensichtlich nicht vorstellen, dass zur Berichterstattung über die Spiele eingeladen wurden. Vielleicht sind von den 25.000 Journalisten in Peking doch einige zu viel.

Das Problem der zu hohen Anzahl an Journalisten ließe sich nun wahrlich gut lösen – als Reaktion auf die Bedrohung, versteht sich. Allerdings gebe es eine von Herr Kienle präferierte Möglichkeit:

Ich wäre begeistert, wenn die kritischen Journalisten die Oberhand in der Berichterstattung bekämen.

Doch was haben „kritische Journalisten“ zu denken um das Prädikat „kritisch“ zu erhalten? Richtig geraten:

China, Peking, die Menschen und die Kultur sind wunderbar. Akzeptieren wir doch einfach, dass das Land erhebliche Anstrengungen hinter sich und die Entwicklung zu noch mehr Freiheit hin zur Demokratie vor sich hat.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Warum schreibt Gerhard Schröder nicht mehr unter seinem echten Namen?

Quelle: F.A.Z. vom 14. August, S. 8.

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Und wieder einmal: Die Lust am Einknicken

Posted in Zwei mal Drei macht Vier by Mr. Moe on August 12, 2008

Wie bereits am vergangenen Sonntag auf Zettels Raum berichtet wurde, hat der dem deutschen Konzern Bertelsmann zugehörige Verlag Random House die Veröffentlichung des Buches „Jewel of Medina“ der amerikanischen Journalistin Sherry Jones zurückgezogen. Am heutigen Dienstag hat das Thema nun auch Einzug in die Feuilletons deutscher Tageszeitungen Einzug erhalten (nebenbei: soviel zu der vom SPIEGEL geführten Diskussion über die mangelnde Qualität deutscher Weblogs).Während die F.A.Z. weitestgehend neutral berichtet, schreibt Eva Schweitzer in der Frankfurter Rundschau über die Reaktionen auf den Fall:

Als aber die Vertragsauflösung bekannt wurde, brach erst recht Ärger los – diesmal von amerikanischen Bloggern. „Hat Random House es zugelassen, dass die Terroristen gewinnen?“, fragt Mediabistro.com. Gawker.com, ebenfalls ein Medienblog, meinte, offenbar sei es heute sehr einfach, ein Buch „umzubringen“. Noch mehr Kritik kam allerdings von Rechten: Das zionistische Blog Frontpagemagazine.com nannte Randoms Entscheidung „reaktionär und anti-demokratisch“. Und auf der Website Stoptheaclu.com hieß es, die Moslems sollten sich lieber darüber aufregen, dass Mohammed Sex mit einer Minderjährigen hatte. [Hervorhebungen nicht im Original, Mr. Moe]

Doch worüber überhaupt die ganze Aufregung? Thema des Buches „Jewel of Medina“ ist die Heirat des Propheten Mohammeds und seiner dritten Ehefrau Aischa, die bei der Hochzeit sechs Jahre alt und beim ersten Geschlechtsverkehr neun Jahre alt gewesen sein soll. Die Selbstzensur des Verlages Random House basiert unter anderem auf der Einschätzung von Denise Spellberg, Professorin für islamische Geschichte an der University of Texas, die das Buch nicht nur für „dumm und pornographisch, sondern auch für gefährlich“ hält. Nachdem Asra Q. Nomani im Wall Street Journal auf die ganze Angelegenheit aufmerksam gemacht hatte, verteidigte sich Spellberg in einer Stellungnahme wie folgt gegen die Vorwürfe:

I felt it my duty to warn the press of the novel’s potential to provoke anger among some Muslims.

Die – auf die Veröffentlichung von „Jewel of Medina“ möglicherweise folgende – Wut der Muslime könne Spellberg zudem nachvollziehen:

There is a long history of anti-Islamic polemic that uses sex and violence to attack the Prophet and his faith.This novel follows in that oft-trodden path, one first pioneered in medieval Christian writings. The novel provides no new reading of Aisha’s life, but actually expands upon provocative themes regarding Muhammad’s wives first found in an earlier novel by Salman Rushdie, „The Satanic Verses,“ which I teach. I do not espouse censorship of any kind, but I do value my right to critique those who abuse the past without regard for its richness or resonance in the present.

Interessant ist auch die Reaktion des Online-Magazins „altmuslim.com“, deren Herausgeber Shahed Amanullah bezüglich „Jewel of Medina“ zwar einerseits schreibt:

Watching this exchange over time has taught me that the best response to free speech is simply more speech in return. Anyone should have the right to publish whatever they want about Islam or Muslims – even if their views are offensive – without fear of censorship or retribution.

Andererseits gelte aber auch, dass:

Muslims, however, shouldn’t be expected to be passive consumers of these views. An offended Muslim has the right – indeed, the responsibility – to vigorously critique anything written about them or their religion, provided they do not cross the line into intimidation and coercion. In an ideal world, both parties would open their minds enough to understand the other point of view. [Hervorhebungen nicht im Original, Mr. Moe]

Ernüchterung bringt jedoch gleich der erste Kommentar zu dem Beitrag: Der Blog „Ethnic Ashkenazim Against Zionist Israel“ ruft zur Solidarität mit Denise Spellberg auf:

The issue is not free expression. We do not have free expression in the USA.How many Palestinian sympathetic Hollywood films have been produced?

Interessierte können den Prolog von „Jewel of Medina“ auf „Smart, Bitches, Trashy Books“ online lesen.

Quelle: Oliver Jungen: „Überfüllte Prophezeiungen: Zwei Jahre nach „Idomeneo“ trifft die vorauseilende Selbstzensur nun einen Mohammed-Roman“, in: F.A.Z. vom 12. August 2008.

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Evelyn Hecht-Galinskis Welt

Posted in Briefe an die Herausgeber by Mr. Moe on Juli 26, 2008

Evelyn Hecht-Galinski ereifert sich in einem ausführlichen Leserbrief in der F.A.Z. (eingescannt von Honestly Concerned) über die „Geschichtsverdrehung und Mystifizierung einer Staatsgründung“ im Rahmen eines Beitrags von Shimon Stein, dem ehemaligen israelischen Botschafters in Deutschland. Den Drang Steins Ausführungen in „Ein Kampf für Sicherheit und Frieden“ aus der F.A.Z. vom 22. Juli vehement zu widersprechen verspürt Frau Hecht-Galinski, Tochter von Heinz Galinski, des langjährigen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Stein 2008 den Heinz-Galinski Preis verliehen bekommt. Frau Hecht-Galinskis folgende Ausführungen können dabei als beispielhaft für den modernen Israelkritiker gelten (vgl. für diese Spezies auch die klassischen Beiträge auf Lizas Welt und Spritit of Entebbe).

Gegen Israel in drei einfachen Schritten

Die Quintessenz der Israelkritik ist das Dogma, dass Israels Staatsgründung unwiderruflich auf Unrecht basiere und Israel infolgedessen alleinig für den Nahost-Konflikt verantwortlich sei:

Solange die Vertreibung und Enteignung der Palästinenser, die mit der Gründung des Staates Israel einherging, ignoriert wird, ist eine Lösung des Nahost-Konflikts nicht möglich.

Diese These basiert auf drei einfachen Schritten.

Schritt 1: Israel sei Schuld an der Situation der Palästinenser:

Die zionistische Ideologie und später die israelische Politik haben 1948 zum Untergang der Palästinenser beigetragen.

Schritt 2: Nicht etwa konkrete Taten Israels seien das Problem, sondern die dem Staate Israel inhärente Ideologie:

Seit die zionistische Bewegung im späten neunzehnten Jahrhundert nach Palästina kam, träumte sie davon, so viel Land wie möglich zu erobern, um darauf einen jüdischen Staat zu gründen.

Schritt 3: Die Palästinenser sind demnach der unweigerliche und natürliche Feind Israels, da sie der Verwirklichung israelischer Interessen (= einem größtmöglichen Territorium) im Wege ständen. Israel bekämpfe die Palästinenser daher gnadenlos:

Ein wichtiges Ziel war es, in diesem Staat so wenig Palästinenser wie möglich zu belassen. Diese Version wurde Realität, als die israelische Armee in weniger als einem Jahr, zwischen Februar und Oktober 198, systematisch 500 palästinensische Dörfer zerstörte. Die Hälfte der einheimischen Bevölkerung wurde in dieser Zeit vertrieben, ihr Besitz beschlagnahmt, um palästinensische Spuren zu verwischen. So ist der Staat Israel eine Ethnokratie, also eine Demokratie nur für Juden geworden.

Tatsachen und das Reich des Bösen

Soweit zu den Voraussetzungen Hecht-Galinskis. Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen kann sie in vollendeter Unschuld die Frage nach dem Existenzrecht Israels stellen:

In welchen Grenzen sollen denn die Palästinenser den Staat Israel anerkennen?

Selbstverständlich stützt sich Frau Hecht-Galinski dabei nur auf „Tatsachen“:

Tatsache ist, dass die israelische Führung es bei der Staatsgründung absichtlich unterließ, die Staatsgrenze zu definieren. Seither hat Israel das, was es als sein Staatsgebiet betrachtet, kontinuierlich und mit Gewalt ausgeweitet. Israel glaubt, es könne mit diesen Maßnahmen die Zeit verrinnen lassen und einen lebensfähigen Palästinenserstaat verhindern.

Mit anderen Worten: Da Israel den Palästinensern ihr Recht auf einen eigenen Staat systematisch verweigert, seinen die Palästinenser sind nicht nur nicht gezwungen einen israelischen Staat anzuerkennen, sondern im Gegenteil sogar dazu verpflichtet, Israel zu bekämpfen. Doch was folgt aus dieser „Tatsache“ für Deutschland und Europa?

Wenn wir Israel weiterhin die Behauptung abnehmen, eine Zweistaatenlösung scheitere an den Palästinensern, machen wir uns mitschuldig an diesem Unrecht.

Vermutlich ist es für Hecht-Galinski auch eine „Tatsache“ , dass die Palästinenser in den letzten 60 Jahren stets politisch klug gehandelt haben sind und derzeit beste Voraussetzungen für einen eigenen Staat bieten. Wie skandalös erscheint vor diesem Hintergrund das Verhalten der bösen weiten Welt:

Doch die Weltgemeinschaft hofiert einen Staat, der über die besetzten Gebiete einen in seiner Grausamkeit fast einmaligen Belagerungszustand verhängt hat, offiziell eine Politik des Tötens durch Exekutionen praktiziert und in den palästinensischen Gebieten weiterhin ungebremst siedelt.

Interessant ist hier nicht das, was Hecht-Galinski schreibt, sondern vielmehr was sie nicht schreibt: Welcher Staat vermag es denn Israel hinsichtlich seiner „Grausamkeit“ zu übertreffen? Das Reich Mordors? Doch Israel hat noch weitaus mehr auf dem Kerbholz:

Checkpoints werden nicht abgebaut, durch das Westjordanland führt eine „Apartheidautobahn“, die nur von israelischen Staatsbürgern genutzt wird, und die Annexionsmauer ragt tief in besetztes palästinensisches Gebiet hinein – nicht aus Sicherheitsgründen, sondern wegen der Ansprüche auf eine Gebietserweiterung.

Fehlt nur noch der Vorwurf, dass Israel Terroristen nicht aufgrund der von ihnen ausgehenden Gefahr für Leib und Leben seiner Staatsbürger jagdte, sondern ob der gezielen Unterdrückung berechtigter palästinensischer Ansprüche. Doch die bisher genannten Anschuldigungen reichen ja vollends aus um erneut zu klagen:

Wo bleibt der Aufschrei der Welt, wo der Hinweis auf die Verpflichtung Israels, nach internationalem Recht ohne Diskriminierung für die öffentliche Ordnung und Sicherheit in den besetzten Gebieten zu sorgen?

Auf einem fremden Planeten?

Die Forderung nach einem angeblich nicht vorhandenen „Aufschrei der Welt“ lässt endgültig die Frage aufkommen, in welcher Welt Frau Hecht-Galinski eigentlich lebt? Diese Welt, in der Israel der Liebling der UNO ist, kann es jedenfalls nicht sein. Anders ist auch die folgende Äußerung beim besten Willen nicht zu deuten:

Und wie lange nimmt die Weltöffentlichkeit noch Israels militärische Drohungen als kriegsbereite Atommacht hin?

Ist das als Aufruf zu verstehen, dass die Vereinten Nationen Sanktionen gegen Israel verhängen oder gar dort einmarschieren sollten? Anscheinend existiert in Frau Hecht-Galinskis Welt auch keine islamische Republik Iran, die Israel mit der Vernichtung droht. Doch just in dem Moment, wo sich die Vermutung aufzudrängen beginnt, dass es auf Frau Hecht-Galinskis Planenten vielleicht doch gar nicht so schlecht zu sein scheint, zerplatzt die Seifenblase:

Gerade im Angesicht unserer gemeinsamen Vergangenheit müssen kritische Anmerkungen zu begangenem Unrecht möglich sein, auch wenn sie Israel betreffen.

Das klingt dann doch wieder deutsch bis ins Mark und somit sehr nach dieser Welt.

Für mehr über Frau Hecht-Galinski siehe heplevs Beitrag „Seit wann ist die Tochter die Tochter?“.

Quelle: F.A.Z. vom 26. Juli, S. 19.

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Im Arsch von Hassan Nasrallah

Posted in Deutsche Zustände by Mr. Moe on Juli 18, 2008

Sowohl an dieser Stelle als auch anderswo wurde bereits gestern auf die widerwärtigen Auswürfe deutscher Politiker und Journalisten hingewiesen (vgl. u.a. Lizas Welt I und II sowie Riot Propaganda und Spirit of Entebbe). In der F.A.Z. setzt Markus Bickel durch seinen Lobgesang auf Hassan Nasrallah in der F.A.Z. dem Ganzen nun Krone auf. Bickels Kommentar und seine kaum verhohlene Bewunderung Nasrallahs „religiös unterlegtem Charisma“, seines Aufstiegs und seines Führungsstils lassen nur einen Schluss zu: Irgend etwas muss doch dran sein an diesem Mann, der hat was. Es bleibt zu hoffen, dass Tobias Kaufmanns E-Mail an Hassan Nasrallah verhindern kann, dass der Leser nun anfängt Nasrallah ebenso zu Füßen zu liegen wie Markus Bickel.

Logik für Anfänger (2)

Posted in F.A.Z. by Mr. Moe on Juli 7, 2008

Die drei kurzen Kommentare in der Rubrik „Zeitgeschehen“ in der F.A.Z., allen journalistischen Kriterien zum Trotz beharrlich als Glossen bezeichnet, sind ein stetig sprudelnder Quell hausgemachten Unsinns. Dieses Mal schafft es Horst Bacia, sich selbst innerhalb von 30 Zeilen zu widersprechen. Bacia beginnt dazu mit einer gehörigen Portion naiven Optimismus:

Ein Zufall ist es wohl nicht: Während in Israel jetzt fast täglich durch nicht offizielle Äußerungen der Eindruck erweckt wird, ein militärischer Angriff auf die Nuklearanlagen Irans sei letztlich unvermeidlich, mehren sich in Teheran, wo die Öffentlichkeit streng kontrolliert wird, plötzlich die Stimmen, die Verhandlungen befürworten. Zeigen die Drohungen vielleicht doch Wirkung?

Die zuletzt formulierte Frage ist dabei rein rhetorischer Natur: Bacia ist der Ansicht, dass die Drohungen israelischer Hinterbänkler Iran von seinem Atomprogramm abbringen könnten. Allerdings:

Ein präventives militärisches Eingreifen hätte für die Region so unkalkulierbare, verheerende Folgen, dass es keine wirkliche Option ist – jedenfalls nicht, solange nicht alle Möglichkeiten für Verhandlungen ausgeschöpft worden sind. Deshalb sollte Präsident Bush auch nicht ständig an diese Option erinnern.

Ganz gleich, warum Bacia gegen Ende des Kommentars plötzlich auf Bush kommt und unabhängig davon, ob man seine Ansichten hinsichtlich des Konfliktes teilt: Wie passt es zusammen, zunächst die Wirksamkeit der Androhung militärischer Gewalt als Schlüssel zur Lösung eines Problems zu bezeichnen und dann abschließend festzuhalten, dass eine solche Alternative nicht artikuliert werden dürfe?

Quelle: Horst Bacia: „Nur eine Option“, in: F.A.Z. vom 7 Juli, S. 10.

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